Geschafft! Mirko Schnegelberger, Schulleiter der Liebfrauenschule Bensheim, beglückwünschte 70 Schülerinnen zum bestandenen Abitur und schickte gleich „tausend gute Wünsche und Gottes Segen, verbunden mit großem Respekt vor den Leistungen“ hinterher – „ganz egal ob im Zeugnis die Note 1,0 oder 3,7 steht.“ Der Notendurchschnitt liegt im Übrigen bei „sehr guten 2,13.“
Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche Sankt Georg und einem kleinen Sektempfang im Schulhof fand die akademische Feier mit der Verleihung der Abiturzeugnisse im Beisein von Eltern, Geschwistern, Angehörigen und Freunden der ehemaligen LFS-Schülerinnen statt. Ehe Schnegelberger zum letzten Mal zu den Abiturientinnen sprach und eine „allerletzte Erziehungsdusche“ folgen ließ, ging er auf die besonderen Herausforderungen der letzten Jahre durch Corona, aber insbesondere durch den Wechsel der Trägerschaft und drei Schulleitungen ein.
Was wünscht ein Schulleiter seinen Ehemaligen? Dass sie auch weiter für füreinander da sind, Interesse am Nächsten, Akzeptanz und Zivilcourage zeigen, unvoreingenommen sind, sich ehrenamtlich engagieren und mit offenen Augen durch die Welt gehen: „Hört zu, sprecht miteinander. Da sein für andere hält die Welt wirklich zusammen.“ Die sozialen Medien seien nur bedingt dafür geeignet. Man müsse dem Gegenüber ins Gesicht sehen und genau hinhören, was er oder sie sagt.
Im Glauben an die Zukunft
Wunsch Nummer zwei: die Freude am Leben. Zwar bleibe die Angst Teil unseres Lebens und Zukunftsängste nehmen angesichts der Katastrophen und Krisen zu, aber dennoch gelte es, den Glauben an die Zukunft nicht zu verlieren, denn „Ängste machen widerstandslos und unfrei.“ Gerade für Christen gelte es, auch in kritischen Situationen Charakterfestigkeit zu beweisen und sich gegen die Tyrannen zur Wehr zu setzen.
Und noch einen dritten Wunsch äußerte der Schulleiter an die Adresse der Abiturientinnen: „Seid Vorbilder, setzt Maßstäbe und Werte und freut euch auf die Verantwortung.“ Mit dem wunderbar hintergründigen Zitat des bayrischen Kabarettisten Karl Valentin, „Wir können unsere Kinder nicht erziehen. Sie machen uns sowieso alles nach“, schloss Mirko Schnegelberger seine Ansprache unter dem Applaus von Jung und Alt.
Für die Tutorinnen ergriff Christiane Ehret-Jeltsch das Wort und flocht in ihren Rückblick einige persönliche Begegnungen und Beobachtungen ein. In der fünften Klasse waren die Mädels noch „die Neuen, die Kleinen (ach wie süß). Jetzt seid ihr die Großen, aber im Studium in der Ausbildung, bei den ersten Schritten ins Erwachsenenleben seid ihr wieder die Neuen.“ Ehret-Jeltsch appellierte an die Abiturientinnen, lebendig und kraftvoll Position zu beziehen, am „ewig Gestrigen“ zu rütteln, dem Alten „ein energisches Nein entgegen zu donnern“ und notwendige Veränderungen zu gestalten. „Eure Haltung kann verändern. Bringt euch lebendig und kraftvoll ein“ lautete ihr Rat.
„Wir sind eure größten Fans“
Die Glückwünsche der Eltern überbrachte deren Vertreterin Safia Shariff und bekannte, „wir sind eure allergrößten Fans.“ Auch sie ging kurz auf die schwierige Situation der Schule und die Unsicherheiten in jüngster Zeit ein, die letztendlich zu einem guten Ende geführt hätten. Ihr Dank ging an die Abiturientinnen, aber ebenso an die Lehrkräfte, die „euch begleitet, motiviert, geholfen und ermutigt haben.“ Schon jetzt lud die Elternsprecherin die jungen Frauen zum Ehemaligentreffen der LFS am 30. September ein. Frau Köstler vom Förderverein schloss sich der Gratulation an.
Was Schulleiter, Tutorinnen und Eltern ihren ehemaligen Schülerinnen und Töchtern wünschen, wurde von den Erwachsenen kommuniziert. Aber wie sieht es eigentlich mit den Sextanerinnen aus? Welche Wünsche, Hoffnungen haben sie an „die Großen“? Die Sprecherinnen der Abiturientinnen, Carolin Flath und Marie Wolf, haben nachgefragt. Und hier sind einige Antworten: Reisen nach New York, London und Bali; schlafen und reich werden – am besten gleichzeitig; studieren oder direkt heiraten; sich jeden Tag mit Freundinnen treffen. Auch zwei Berufsvorschläge waren unter den Antworten: In KI investieren und forschen und Träume erfüllen und das neue Leben genießen.
Wünsche der Fünftklässlerinnen
Wie es in der Realität aussieht, wird sich zeigen. Jedenfalls stießen die Äußerungen der Fünftklässlerinnen auf allgemeine Erheiterung. „Wir sind die letzten Abiturientinnen an der Liebfrauenschule unter Trägerschaft des Bistums Mainz“, sprach das Duo Klartext und gleichzeitig von neun Schuljahren an der LFS „in familiärer Atmosphäre.“ Die Komplimente an das Kollegium gingen aber noch weiter. Man sei „auf das Leben als selbstbewusste Frauen gut vorbereitet worden“, erklärten beide ehe sie ihre Rede mit einem lauten Pausen-Klingelton beendeten.
Die anschließende Verleihung der Abiturzeugnisse und Ehrungen erfolgte durch Schulleiter Marko Schnegelberger und die jeweiligen Tutorinnen Barbara Buss, Carmen Oesterreich, Christiane Ehret-Jeltsch und Anette Loga. Ehrungen wurden ausgesprochen für besonderes Engagement in der Schule, Engagement in der Steuergruppe, der Schulentwicklung und Teilnahme an Sitzungen und Auswertung der Evaluation, des weiteren im Tanzsport, im Schulsanitätsdienst, an Technikpatinnen für ihre Unterstützung bei der Umstellung auf digitale Medien, für langjähriges Engagement in der Schülerverwaltung und hervorragende Leistungen.
Lydia Kloos und die Singklasse 6, Gerhard Böning am Klavier, Jessica Flügel (Querflöte) und Edith Reinmuth (Klavier) bereicherten die Feierstunde mit musikalischen Beiträgen. Diese reichten von „Pippi Langstrumpf“ und Reinhard Mey („Über den Wolken“) bis zu klassischen Stücken von Johann Baptist Vanhal.
Gerlinde Scharf, B.A. vom 30.6.23