Jahrgangsstufe 6 im Reich der Sinne

M. Glomski

Das Reich der Sinne, das war in diesem Fall das Schloss Freudenberg in Wiesbaden. Vor 30 Jahren hat dort ein Wanderzirkus eine neue Heimat gefunden und mit einer Handvoll KünstlerInnen einen gemeinnützigen Verein gegründet: die Gesellschaft Natur und Kunst. Ziel war es, das völlig heruntergekommene Schloss und den verwachsenen, verwunschenen Schlosspark wach zu küssen. Viele Stationen eröffnen den BesucherInnen aller Altersstufen Möglichkeiten, das Wahrnehmen mittels der Sinne zu entdecken und zu beobachten.

Da im vergangenen Schuljahr wegen  der Coronasituation gar keine Fahrten stattfinden konnten, erhielten alle Klassen 6 einen zusätzlichen Exkursionstag. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren sie mit zwei Bussen in die Landeshauptstadt. Im Schloss angekommen erhielt jede Klasse jeweils eine Führung;  während die eine Klasse vor allem Stationen im Schlosspark erkunden konnte, war die Klasse 6E im Inneren des Schlosses unterwegs.

Klang, Ton und Bewegung

Töne erzeugen, diese sichtbar und fühlbar machen – das erwartete die Mädchen an der ersten Station. Jeder Ton erzeugt Schallwellen, die wir dank unserer Ohren wahrnehmen können. Aber nun konnte beobachtet werden, wie mit einem Geigenbogen den Sand auf einer Platte zum Tanzen brachte und am Ende entstand, wenn der Ton denn klar und laut genug war, ein faszinierendes Muster auf der Platte. Und die Muster änderten sich mit unterschiedlichen Tonhöhen und waren  auch abhängig von der Form der Platte (rund, dreieckig, viereckig). Nebenbei erfuhren wir, dass ein späterer deutscher Physiker, Ernst Florenz Friedrich Chladni,  schon als Kind diese Klangfiguren entdeckt hatte, als er mit seinem Geigenbogen an Glasscheiben entlang strich.

An einer großen wassergefüllten Klangschale, die im Foyer des Schlosses stand, konnte gleichzeitig durch Reibung an der Schale nicht nur ein Ton erzeugt werden, nein, auch Wasserperlen sprangen an der Wasseroberfläche in die Höhe.

Klang erspüren und erzeugen

In einem abgeschlossenen Klangraum kamen alle Schülerinnen zunächst einmal zur Ruhe. Auf dem Boden liegend und mit geschlossenen Augen hörten und fühlten sie die Klangwelten, die unser Führer Achim an verschiedenen, unterschiedlich großen Tamtams erzeugte. Das Tamtam, ist ein großer chinesischer Flachgong mit unbestimmter Tonhöhe, der gewöhnlich mit einem Schlägel aus Filz angeschlagen wird. Wurde ein Tamtam mehrfach hintereinander angeschlagen, bauten sich wellenförmige Klänge auf, die auch an Lautstärke zunahmen. Über den Fußboden wurden die Schwingungen auch im Körper fühlbar. Anschließend konnten auch die Schülerinnen die Tamtams sowie weitere Klanginstrumente erproben.

Licht und Schatten

An dieser Station ging es um die Frage: Wie verändert sich ein Schattenbild, wenn es von weißem oder einfarbigem (rot, grün, blau, gelb) Licht bestrahlt wird? Den vom weißen Licht erzeugten schwarzen Schatten kannten natürlich alle – aber farbige Schattenbilder, das war für viele sicherlich ganz neu. Die Mädchen erfuhren von warmen und kalten Farben, von Komplementärfarben. Im Kunst- und Physikunterricht werden sie sicher wieder mit diesem Phänomen Kontakt haben.

Eigene Erkundungen

Die anschließende Freizeit nutzen die Schülerinnen auf der einen Seite natürlich dazu, sich mit Essen und Getränk zu versorgen. Aber auch vor dem Schloss und im Schlossgarten konnten eigenständig weitere Stationen erkundet werden, z.B. eine große Doppelschaukel, auf der eine Schaukel der anderen Schaukel gegenüber Schwung gibt. Das Gleichgewicht wurde beim Klettern und auf einer rotierenden Scheibe erprobt.

Ebenso gab es im Schloss weitere zusätzliche Stationen, die noch erkundet werden sollten, man musste sich nur durch die Gänge, Kammern und Treppen hinauf und hinab auf den Weg machen. An einer weiteren Klangstation, mehrere gleich lange Saiten waren auf einem Brett aufgespannt, konnte man durch Verkürzen der Saitenlänge mittels kleiner Holzklötzchen die Änderung der Tonhöhe feststellen. Optische Täuschungen ließen an der eigenen Wahrnehmung zweifeln, ein Dunkelgang wurde erkundet; eine Wassersäule konnte in Rotation versetzt werden. Und dann war da noch das Dunkelcafé – hier waren die Mädchen ganz auf ihren Geschmackssinn angewiesen um zu entdecken, welchen Saft sie nun jeweils in ihrem Glas hatten. Und überhaupt: Dunkelheit aushalten ist nicht jedermanns Sache!

Die Zeit verging wie im Flug und alle waren sich einig: Dieser Ausflug war wirklich cool!