Bensheimer Liebfrauenschule bleibt Mädchengymnasium

T. Tritsch, BA, 14.07.2022

 

Die Perspektiven schüren Zuversicht: Mit der Stiftung Kolping-Bildungswerk Württemberg hat die Liebfrauenschule Ende letzten Jahres einen neuen Träger gefunden, der mit einem soliden finanziellen Fundament und dem bewährten pädagogischen Konzept der Schule eine Zukunft geben und ihre christliche Ausrichtung fortführen will.

Das Bistum Mainz hatte zugestimmt, dem Nachfolger in den kommenden eineinhalb Jahren schrittweise die Trägerschaft zu übertragen. Als Verhandlungsführer für das Bildungswerk dankte Vorstand Markus Schwaigkofler jetzt der Stiftung Freunde der Liebfrauenschule sowie dem Förderverein und der Schulleitung für die Unterstützung auf Bensheimer Seite.

Es war die erste Sitzung des neuen Stiftungsrats gemeinsam mit dem Vorstand der Stiftung Liebfrauenschule und Vertretern des Trägers. Sie diente in erster Linie dem konstruktiven Austausch der Akteure, von denen sich einige bis dahin noch nicht persönlich gegenübergestanden haben.

„160-jährige Tradition und pädagogische Qualität“

Für den Stiftungsvorstand begrüßten Ernst-Ludwig Drayß und Claudia von Falkenhayn die Gäste in der LFS, die in Bensheim laut Schwaigkofler zu Recht einen ausgezeichneten Ruf genieße – nicht nur wegen ihrer über 160-jährigen Tradition und der pädagogischen Qualitäten, sondern auch aufgrund des sozialen Engagements der gesamten Schulgemeinde. „Wir haben vor Ort viel Zustimmung erfahren“, kommentierte er die Gesprächsbereitschaft mit dem Bildungswerk und die hohe Solidarität mit dem katholischen Mädchengymnasium.

Schwaigkofler betonte, dass man als Träger in erster Linie administrative und strategische Belange managen und der Schulleitung mehr Raum für die pädagogische Arbeit ermöglichen will, die ausdrücklich in den Händen der LFS bleiben soll.

Auch am Selbstverständnis der Schule soll sich zumindest in der nächsten Zeit nichts ändern. Das betrifft auch den Charakter als Mädchengymnasium. Daran will man vorerst festhalten, wenngleich dieses Thema mit der Leitung auch weiterhin diskutiert werden müsse. Letztlich gehe es um den Bedarf in der Region und das grundsätzliche Interesse an einem solchen Gymnasium.

Laut Bildungswerk soll die LFS ihre Stärken am Standort ausspielen und sich als attraktive Bildungseinrichtung positionieren. Der Träger mit Hauptsitz in Stuttgart wolle einen Beitrag leisten, um die renommierte Schule und damit ein Stück Privatschulkultur in Bensheim zu erhalten. Als Mitglied eines großen Verbunds mit bundesweit rund 150 Schulen werde die Bensheimer Schule künftig die Synergien eines großen Schulträgers nutzen können, sagte der neue LFS-Geschäftsführer Peer-Arne Kniep, der auch das Englische Institut Heidelberg und das Mannheimer Kurpfalz-Gymnasium betreut – beides staatlich anerkannte Privatschulen in freier Trägerschaft.

Beim Treffen vor Ort teilte Markus Schwaigkofler außerdem mit, dass (aus Platzgründen und finanzieller Planungssicherheit) der Realschulzweig schrittweise auslaufen wird. Schülerinnen des Realschulzweiges können aber regulär ihre Schulzeit an der Liebfrauenschule beenden, heißt es.

Allerdings sei die Absage an den Realschulzweig als aktuelle Entscheidung nicht dauerhaft in Stein gemeißelt. Bezüglich der langfristigen Perspektiven der LFS will sich das Bildungswerk offenbar ein gewisses Maß an Flexibilität offenhalten. „Es gibt keine Denkverbote.“ Niemand könne klar sagen, wohin die Reise in den kommenden Jahren gehen wird, so der Vorstand.

Aktuell soll das Schulgeld nicht erhöht werden

Auf die Frage nach dem Schulgeld wurde er konkreter: Hier sei aktuell keine Erhöhung geplant. Der 2019 vom Bistum Mainz aufgrund sinkender Einkünfte eingeführte Beitrag in Höhe von monatlich 90 Euro für das erste Kind werde vorerst beibehalten. Eine „moderate Anpassung“ auf etwa 110 Euro für neue Fünftklässler wollte er aber nicht ausschließen.

In keiner der vom Bildungswerk getragenen Schulen rangiere der Elternbeitrag bei mehr als 160 Euro. „Wir sind gemeinnützig“, betonte Schwaigkofler in Bensheim. Offiziell spricht man von einem Bestandsschutz für das Schulgeld im Rahmen der normalen Preissteigerungen.

Die Liebfrauenschule war immer eine Privatschule, die als sogenannte Ersatzschule im Wesentlichen über staatliche Zuschüsse finanziert worden ist. Das soll nach dem Willen aller Beteiligten auch in Zukunft so bleiben. Nach dem hessischen Ersatzschulfinanzierungsgesetz sollen die staatlichen Zuschüsse nur den wesentlichen Teil der Kosten einer Ersatzschule abdecken. Den Rest müsse der Schulträger aus anderen Quellen, in der Regel durch Schulgeld, aufbringen.

Stiftungsratsvorsitzender Christian Schuerr begrüßte neben Schulleiterin Ursula Machnik die ehemalige Schulleiterin Sabine Nellessen-Kohl (Mitglied des Stiftungsrats) sowie die Zustifter GGEW in Person von Marketingleiterin Susanne Schäfer, Josef Rösch aus dem Vorstand der Kolpingsfamilie Bensheim und Torsten Wienold, stellvertretender Vorstand der Sparkasse.