Den Absprung wagen – bereit für den nächsten Schritt im Leben

A. Engelhardt

21 Realschülerinnen der Liebfrauenschule erhalten ihre Abschlusszeugnisse

Die Corona-Pandemie stellte Schülerinnen und Schüler im vergangenen Jahr immer wieder vor besondere Herausforderungen, auch unter ungewöhnlichen Bedingungen galt es,  bestmögliche Leistungen zu erbringen. Die Schülerinnen der Klasse 10c des Realschulzweiges der Liebfrauenschule haben sich diesen Herausforderungen in beeindruckender Weise gestellt und nun ist es geschafft: Alle 21 Schülerinnen haben ihren Realschulabschluss in der Tasche und konnten dies am vergangenen Donnerstag gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern und den Lehrern, die sie in den vergangenen Jahren begleitet haben, gebührend feiern. Der ökumenische Gottesdienst und die anschließende Feierstunde fanden in diesem Jahr erneut in der „Corona-konforme“ Abstände ermöglichenden Anne-Frank-Halle statt.

„Werde, die du bist…“

In dem ökumenischen Gottesdienst, der musikalisch durch Gesang und Klavierspiel von Musiklehrer Gerhard Bönig untermalt wurde, standen zunächst die Gedanken der Schülerinnen zu den in den letzten Monaten im Schulalltag allgegenwärtigen Masken im Mittelpunkt. Ausgehend von dem Gedanken, dass alle Arten von Masken Schutz und Sicherheit gewähren, auch indem sie helfen, das „wahre Gesicht“, wahre Gefühle, Unsicherheit und Schwächen zu verbergen, hatten die Schülerinnen im Religionsunterricht eigene Masken gestaltet, die nun im Gottesdienst ausgestellt wurden.

Hierauf nahm der Bibeltext der Schriftlesung aus dem Buch Samuel Bezug. Dessen zentraler Gedanke: „Der Mensch sieht nur auf das Äußere, Gott aber sieht auf das Herz“ – Gott erkennt hinter allen Masken, die wir tragen, unser wahres Selbst, unsere Möglichkeiten und Fähigkeiten, auch wenn sie den anderen Menschen, und oft auch uns selbst, noch verborgen sind.

 „Werde, die du bist!“, ermutigte Pfarrerin Carmen Oestreich, die den Gottesdienst leitete, die Schülerinnen, „Entdecke dein Selbst, dann findest du auch einen Ort, eine Aufgabe, die zu dir passt, die dich erfüllt und glücklich leben lässt.“

Der guten Tradition der letzten Jahre folgend, wurden die selbst gestalteten Masken am Ende des Gottesdienstes von jeder Schülerin als Erinnerung mitgenommen.

„Es ist nicht immer alles so, wie es scheint.“

Auch die anschließende akademische Feier griff den Gedanken der hinter Masken verborgenen Gefühle und wahren Beweggründe wieder auf. Zunächst betonte  Realschulzweigleiterin Cornelia Windolf, wie wichtig es gerade in den letzten Monaten geworden sei, genau zu beobachten und hinzusehen, um hinter die „Maske“ schauen und feststellen zu können, „ob alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.“ So sei es „mit Maske“, besonders auch für Lehrkräfte,  viel schwieriger, negative Erwartungen zu widerlegen und die positiven in den Vordergrund zu rücken. Als Beispiel nannte sie das von vielen Schülerinnen so bezeichnete scheinbare „Hassfach“ Mathematik, in dem doch wider Erwarten im Vergleich zu früheren Jahrgängen und auch im Vergleich zum Landesdurchschnitt wirklich gute Ergebnisse erzielt worden seien.

Das letzte Schuljahr, die Corona-Pandemie, habe den Schülerinnen viel abverlangt, sie seien in besonderer Weise gefordert gewesen, doch dies sei nicht so negativ zu bewerten, wie es auf den ersten Blick scheine: Die Schülerinnen hätten auch in ganz besonderer Weise etwas dazugelernt, und diese besonderen Erfahrungen und Fähigkeiten, die sie während der letzten Monate entwickelt hätten, könnten ihnen in Zukunft zugutekommen.

Mit großer Freude gratuliere sie nun, nach 6 Jahren, zu den erreichten Abschlüssen, darunter mit einer 1,5 und einer 1,7 hervorragende Ergebnisse. Die Realschulzweigleiterin dankte ausdrücklich allen Lehrkräften, insbesondere dem Klassenlehrer, Herrn Rickes, und den Hauptfachlehrern der letzen Jahre, für ihr großes Engagement.

„Wagt den Absprung – habt Mut, den nächsten Schritt zu gehen!“

Schulleiterin Ursula Machnik verlieh in ihrer Ansprache der Überzeugung Ausdruck, dass die Liebfrauenschule die Schülerinnen in ihrer Einzigartigkeit gefördert und ihnen eine tragfähige Basis für ihre berufliche und private Zukunft geschaffen habe. Von dieser guten Startposition gelte es nun, in die weitere Zukunft zu starten, mit Mut und Zuversicht die Herausforderungen anzunehmen. Machnik bediente sich in ihrer Rede eines Bildes des Kabarettisten Eckart von Hirschhausen: Der Pinguin erscheine an Land als völlige Fehlkonstruktion und könne erst im Wasser, „in seinem Element“, seine wahren Fähigkeiten entfalten. So gelte es nun auch für die Schülerinnen, den Absprung zu wagen und in „ihr Element“, in die für sie gute Umgebung zu kommen, in der ihre jeweiligen Stärken bestmöglich zum Tragen kommen könnten. Diese Stärken zu stärken sei meist besser, als an Schwächen zu arbeiten.

„Ein Glücksgriff“

Die Elternvertreterin, Frau Rhein, dankte im Namen aller Eltern den Klassen- und Hauptfachlehrern seit der Klasse 5 und blickte zurück auf die vergangenen sechs Jahre an der LFS. Vor sechs Jahren habe man aus unterschiedlichsten Gründen die Liebfrauenschule gewählt, meist seien es die Töchter selbst gewesen, die sich für die LFS entschieden hätten – und über die letzen sechs Jahre habe man die LFS immer als „Glücksgriff“ empfunden.

Auch die Schülerinnen verabschiedeten sich herzlich von ihren Lehrern und dankten ihnen und ihren Eltern für ihre große Geduld und ihren Humor. Auch sie griffen das Bild der Maske nochmals auf und dankten den Eltern und Lehrern dafür, dass sie „hinter die Fassade“ der Unsicherheit und des Zweifelns geschaut und Vertrauen in sie und ihre Fähigkeiten gesetzt hätten, das sie selbst oft nicht gehabt hätten.

Für besondere Leistungen wurden Alessia Oiolo und Kurniati Meiring geehrt. Für besonderes Engagement für die Schulgemeinschaft wurde Alessia Oriolo geehrt. Musikalisch umrahmt und begleitet wurden Gottesdienst und akademische Feier durch Musiklehrer Gerhard Bönig (Klavier) und eine Schülerin der Abschlussklasse 10c, Olga Schneider (Cello).

Masken
Die Abschlussklasse 10C