Die International School on the Rhine soll Interesse an einer Übernahme haben

Dirk Rosenberger, BA

Die Ankündigung des Bistums Mainz, die Trägerschaft der Liebfrauenschule aus Kostengründen aufzugeben, hatte im September 2020 Schockwellen, aber auch eine große Solidarität in Bensheim ausgelöst. Am Entschluss änderten Protestnoten, Kundgebungen und kommunalpolitisches Unverständnis über die Entscheidung nichts.

Bistum will durch Schließungen und Aufgabe von Trägerschaften 15 Millionen jährlich sparen

Im Frühjahr 2021 zeichnet sich nun ab, dass schneller als gedacht eine Lösung für das katholische Mädchengymnasium mit Realschulzweig gefunden werden könnte. „Die Diözese steht aktuell in guten Verhandlungen mit der ISR International School on the Rhine“, erklärte die Bischöfliche Pressestelle in Mainz auf Nachfrage dieser Zeitung. Zu den laufenden Gesprächen könne man jedoch keine weiteren Auskünfte geben.

1000 Schüler aus 52 Nationen

Die ISR ist eine private Ganztagsschule mit Kindergarten. Über 1000 Schüler aus 52 Nationen besuchen aktuell die Einrichtung vom Kindergarten bis zur 12. Klasse an den Standorten in Düsseldorf und Neuss, die Unterrichtssprache ist Englisch. Die ISR wird nach eigenen Angaben zu 100 Prozent aus Schulgebühren finanziert. Als vom Land Nordrhein-Westfalen akkreditierte Ergänzungsschule fließen keine finanziellen Mittel aus öffentlichen Haushalten mit ein. Im August 2020 eröffnete die gemeinnützige GmbH in Düsseldorf eine internationale Kita. Rund vier Millionen Euro wurden in das Vorhaben investiert, 60 Kinder können dort betreut werden.

Dass aus der Liebfrauenschule nun ebenfalls eine Art Eliteinternat mit hohen Gebühren werden könnte, steht nach Angaben des Bistums aber nicht im Raum. Die LFS sei eine Ersatzschule, die eine staatliche Förderung und Zuschüsse erhalte – und keine Ergänzungsschule wie die ISR. Hohe vierstellige monatliche Gebühren seien rechtlich überhaupt nicht zulässig.

Landrat Christian Engelhardt, der zu einem Kennenlerntreffen mit den Interessenten eingeladen war, sieht diese Gefahr ebenfalls nicht. „Ich halte es für nicht vorstellbar, dass die Liebfrauenschule eine Art Eliteschule werden soll. Vielmehr hat die ISR in Gesprächen deutlich gemacht, dass sie die Tradition der Bensheimer Schule fortführen möchte, auch als Mädchenschule. Dies ist mir wichtig. Ich werde mich weiterhin dafür stark machen, dass so viel wie möglich von dem einzigartigen Charakter der Schule erhalten bleibt.“ Es gehe nicht nur um den Erhalt der Schule, sondern um den Erhalt der Liebfrauenschule in ihrer Ordens–tradition. „Nach meinem Wissenstand können wir sehr zuversichtlich sein, dass es so kommt“, meinte Engelhardt auf Anfrage dieser Zeitung.

Bisher 94 Anmeldungen

Zuversichtlich äußerte sich auch Bistumssprecher Tobias Blum, was die kurzfristige Zukunft der Liebfrauenschule angeht. Für das kommende Schuljahr gebe es bislang 94 Anmeldungen, erläuterte er auf Anfrage. Damit bewege sich die Anmeldezahl konstant auf dem Niveau der Vorjahre. Das Bistum werte dies als Zeichen des Vertrauens in die Liebfrauenschule und das intensive Engagement der Beteiligten für eine gute Zukunft mit einem neuen Träger. „Der besondere Dank des Bistums gilt daher der engagierten Schulgemeinschaft und den Eltern, die diesen Weg aktiv mitgestalten“, so Blum. Die Trägerschaft des katholischen Mädchengymnasiums wäre für die ISR kein absolutes Neuland. 2020 übernahm die gemeinnützige GmbH das traditionsreiche Franziskus-Gymnasium auf der Rheininsel Nonnenwerth. Die Ganztagsschule mit G 8 besuchen 600 Schüler, bis in die 1970er Jahren war die Einrichtung eine reine Mädchenschule. Mittlerweile ist das Gymnasium eine staatlich anerkannte Privatschule, nach Angaben der ISR bleibe das „bewährte franziskanische Pädagogik- und Erziehungskonzept auf Nonnenwerth unverändert bestehen“.

Eine Anfrage dieser Zeitung bei der ISR International School on the Rhine gemeinnützige GmbH zu den Verhandlungen mit dem Bistum Mainz blieb bisher unbeantwortet.