Es gibt diese Termine, zu denen fährst Du und glaubst, schon ein Bild vor Augen zu haben. Wie beim Protest – angekündigt war eine Mahnwache – der Liebfrauenschülerinnen im Oktober am Landratsamt in Heppenheim zum drohenden Ausstieg des Bistums Mainz aus der Trägerschaft der Bensheimer Schule. Drinnen, so die Gedanken auf dem Weg, sitzen Landrat, Vertreter der Schule und des Bistums in einem informellen Austausch. Draußen, vor dem Fenster, recken einige Schülerinnen Protestplakate hoch.
Und dann kommst Du hin und vor Ort ist plötzlich alles ganz anders. Erstens sind nicht einige, sondern sehr viele Oberstufen-Schülerinnen da – berichtet wird später von rund 250 – plus Schulleiterin plus Lehrer plus Elternvertreter. Ein beeindruckendes Szenario entlang der Straßen vorm Landratsamt tut sich auf. Zweitens: Der Vertreter des Bistums, in Person von Weihbischof Udo Benz, hat sich nicht etwa bis auf den Parkplatz direkt am Eingang zum Landratsamt fahren lassen, um schnellstmöglich hinter den schützenden Mauern des Amtes zu verschwinden. Im Gegenteil. Er steigt fern ab des Eingangs aus dem Auto, läuft die lange Reihe der Protestierenden entlang, sucht das Gespräch. Später auf dem Parkplatz spricht er mit Pressevertretern, öffentlichkeitswirksam strecken hier die Schülerinnen ihre Protestplakate in die Luft.
Nun mag Benz an dieser Stelle auf dem Weg zum Landrat – auch Bensheims damaliger Bürgermeister war anwesend – nichts Neues verkündet haben, aber immerhin: Er hat sich den Protestierenden gestellt. Vor allem aber waren der Wille und die Deutlichkeit beeindruckend, mit dem hier junge Leute für ihre Schule eingetreten sind. Ein klares Zeichen, welche Bedeutung der Wertekanon der Liebfrauenschule für die Schülerinnen und viele andere Menschen in der Region hat.