„Freundlicher Ort, zu dem man gerne hingeht“

Antonia Ehnes, Jahrgangsstufe 10; BAnaneweb 24.01.2022

Die 15-jährige Charlotte besucht seit Ende der Weihnachtsferien die Liebfrauenschule in Bensheim. Wie ihre ersten Wochen waren, berichtet sie der BAnane.

Charlotte, 15 Jahre alt, hat zu Beginn des neuen Jahres 2022 die Schule gewechselt. Das Besondere hierbei: Sie wechselte von einer gemischten Schule an die Liebfrauenschule (LFS) in Bensheim. Wir wollen nun von ihr wissen, was sie dazu bewegt hat und wie ihre erste Woche an ihrer neuen Schule gewesen ist.

Wie kam es zu deinem Schulwechsel?

Charlotte: Kurz vor den Winterferien bin ich mit meiner Familie von Mannheim nach Reichenbach gezogen. Da ich eigentlich in Mannheim zur Schule ging, jedoch nicht jeden Morgen so weit fahren wollte, habe ich mich dann mit meinen Eltern zusammen dazu entschieden, die Schule zu wechseln. Auch hatte ich Lust auf eine Veränderung und so bin ich jetzt Schülerin der Liebfrauenschule in Bensheim.

Wieso hast du die Liebfrauenschule und nicht das Alte Kurfürstliche Gymnasium, die Geschwister-Scholl-Schule oder das Goethe-Gymnasium gewählt?

Charlotte: Von Anfang an ist das Goethe ausgeschieden, da ich Latein als Fremdsprache lerne. Als ich dann hörte, dass es hier eine reine Mädchenschule gibt, war ich sofort begeistert und fand die Vorstellung, diese Schule zu besuchen, sehr cool. Als ich die Schule dann schließlich auch besucht habe, war für mich klar, dass das meine neue Schule sein würde.

Was hast du bis jetzt für positive und negative Eindrücke? Und vermisst du etwas?

Charlotte: Also negative Eindrücke habe ich bis jetzt tatsächlich noch überhaupt keine, nur das ich jetzt einfach abhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln bin und nicht mehr alles mit meinem Fahrrad erreichen kann, das ist auch das Einzige, was ich vermisse. Positives gibt es jedoch eine Menge.

Meine neue Klasse ist sehr freundlich und ich merke einfach, dass hier eine ganz andere Klassengemeinschaft herrscht, alle lachen zusammen und ziehen oft an einem Strang. Auch sind die einzelnen Klassen unserer Stufe viel enger miteinander verknüpft und alle verstehen sich sehr gut, es herrscht hier keine Konkurrenz. An sich wird einem hier sofort Hilfe angeboten und die Schülerinnen kommen auf einen zu. Auch, dass die Klassen sehr klein sind, verstärkt das hier sehr gute Lernklima.

Was mich auch sehr überrascht hat, war, dass die Lehrer auf mich zugekommen sind und mir Hilfe angeboten haben und mich ebenso wie die restlichen Schülerinnen meiner Klasse willkommen geheißen haben. Ich habe einfach das Gefühl, willkommen zu sein und so angenommen zu werden, wie ich eben bin. Meine neue Klasse hat mich an meinem ersten Schultag als große Gruppe abgeholt und mich direkt in Gespräche eingebunden und mich behandelt, als ob ich schon dazu gehöre, das alles hat mir meinen Wechsel sehr erleichtert.

Welche Unterschiede zu deiner alten Schule konntest du in den ersten Wochen feststellen?

Charlotte: Ich glaube, der größte Unterschied ist, dass es hier natürlich keine Jungs gibt, was ich persönlich sehr gut finde, denn an meiner alten Schule waren die männlichen Schüler sexistisch und ziemlich gemein. Dadurch herrschen auch keine Konkurrenzen zwischen den einzelnen Mädchen, denn bei uns war es immer so, dass jede am besten bei den Jungs ankommen wollte. Ebenfalls gab es bei uns einen Mädchen-gegen-Jungs-Krieg, der von den Lehrern sogar gefördert wurde. Was mich auch überrascht hat, war, dass es erstens keinen Boss in der Klasse gibt, dem jeder folgen muss, sondern jeder für sich alleine entscheiden kann. Auch, dass meine Mitschülerinnen sagen, dass sie sich auf Physik, Mathematik und Chemie freuen, war für mich etwas ganz Neues.

Hier haben die Schüler Respekt vor ihren Lehrern und kaufen sich ihre Noten nicht, wie es auf meiner alten Schule zum Teil gelaufen ist. Auch wird hier einfach viel offener über Themen gesprochen und vieles muss einem nicht peinlich sein. Ich merke gerade, dass es so viel besser geht, als ich es kenne.

Deine neue Schule in einem Satz.

Charlotte: Ein freundlicher, warmer Ort, an den man gerne hingeht.

BAnane, 24.01.2022