„Für uns kam ein Aufgeben nicht in Frage“

dr, BA, 18.12.2021

Ernst-Ludwig Drayß aus der Projektgruppe „Zukunftssicherung
der Liebfrauenschule“ äußert sich zum Engagement in den vergangenen Monaten.

Erst stand die Zukunft der Liebfrauenschule in den Sternen, jetzt herrscht wieder Zuversicht und Hoffnung, nachdem ein neuer Träger gefunden wurde.
Maßgeblichen Anteil am Erfolg hat die vierköpfige Projektgruppe
„Zukunftssicherung der Liebfrauenschule“. Im Gespräch mit dieser Zeitung erläutert Ernst-Ludwig Drayß, Mitglied in dieser Runde und in der Stiftung der Schule ehrenamtlich engagiert, wie die vergangenen Monate aus Sicht der Gruppe abgelaufen sind.

Herr Drayß, Sie sind seit 2005 Schatzmeister der Stiftung Freunde der Liebfrauenschule Bensheim. Wie kam es zu der jüngsten Initiative Zukunftssicherung?

Ernst-Ludwig Drayß: Als kurz vor den Sommerferien dieses Jahres vom Bistum die Nachricht vom Abbruch der Übernahmeverhandlungen mit dem potentiellen neuen
Träger Soliman kam, herrschte Mut- und Ratlosigkeit, auch ausgelöst durch die Meldung des Bischöflichen Ordinariats, dass die Suche nach einem freien Träger beendet sei. Die bis dahin agierende Gruppe Zukunftsicherung löste sich auf.
Das ließ vor allem einem Mitglied dieses Projektteams, der ehemaligen Schülerin und im Förderverein lange engagierten Claudia von Falkenhayn, keine Ruhe. Gemäß dem Motto „Wo ein Wille, da ein Weg“ fand sie schnell engagierte Mitstreiter in einer neu gegründeten Projektgruppe: Norbert Löw, der die vorherige Gruppe koordinierte und von Anfang an stark engagiert war, Safia Sharif, die Vorsitzende des Elternbeirats, und mich. Für uns kam ein Aufgeben nicht in Frage. Frau von Falkenhayn übernahm die Koordination. Mut machte auch die Reaktion und der Beistand unseres Landrates, für den die Suche nach einem Träger nicht beendet war.

Und wie kam es dann, dass sogar zwei christliche Interessenten schnell gefunden waren, nachdem lange Zeit angeblich die Suche ergebnislos war?

Drayß: Wer suchet, der findet. Auf dieses einfache Sprichwort kann man es bringen. Sehr engagiert waren auch der Landrat und sein Team. Ich möchte und kann Details nicht offenlegen, aber sehr bald hatten wir zwei sehr potenzielle Interessenten im Gespräch mit dem Bistum. Dabei wurde auch unsere Projektgruppe von dem Bischöflichen Ordinariat als gleichberechtigter Gesprächspartner
anerkannt. Das war bei den Verhandlungen mit Herrn Soliman nicht der Fall.

Die Projektgruppe hat sich auch sehr um potenzielle Unterstützung vor Ort bemüht?

Drayß: Ja, wir wollten den möglichen Trägern zeigen, dass die Region, die Bevölkerung und die regionale Wirtschaft hinter der Schule stehen und eine Fortführung unbedingt unterstützen würden. In erster Linie dürfen wir uns dabei bei der Sparkasse Bensheim, der GGEW und dem Unternehmen Lauer GmbH bedanken, die ohne jegliches Zögern ihre Unterstützung, auch finanzieller Art, zusagten.
Zudem trugen die Resolution des Stadtparlamentes Bensheim, die Unterstützung des Lions-Clubs Heppenheim, der Aufruf des Rotary-Clubs und die vielen, vielen Ermunterungen aus der Bevölkerung zu der positiven Wendung bei. Und auch der Verein der Freunde der Liebfrauenschule, dessen Stiftung und – last but not least – die Schulleitung leisteten wesentliche Beiträge zum Erfolg. Erwähnt
werden muss auch, dass das Bistum vermutlich große Zugeständnisse machte.

Was erwarten Sie von dem neuen Träger, dem Kolping-Bildungswerk Württemberg?

Drayß: Dass die Schule gemäß ihrer christlichen Ausrichtung und ihrem pädagogischen Konzept (starke Mädchen, gelebte Werte) mit einem stabilen und soliden finanziellen Fundament eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft hat. Das sollte gewährleistet sein. So dürfte es für die Schule zukünftig auch ein effizientes Finanzmanagement geben, neben der bewährten pädagogischen Ausrichtung.

Und wie geht es mit dem Projektteam weiter?

Drayß: Letztlich werden – wie bisher – der Verein der Freunde der
Liebfrauenschule und die Stiftung dem neuen Träger nicht nur mit Rat und Tat, sondern auch der gewohnten satzungsgemäßen Unterstützung beiseite stehen. Ein positiver Effekt der Arbeit der Projektgruppe ist die Gewinnung weiterer Förderer und Unterstützer, die jetzt eingebunden werden müssen.

Rückblickend war der Abbruch der Verhandlungen mit Herrn Soliman ein Glücksfall?

Drayß: Ja, Gott sei Dank ging der Kelch an uns vorbei. Die International School on the Rhine musste infolge finanzieller Probleme bereits eine Schule schließen. Im Nachhinein war der Abbruch der Verhandlungen großes Glück und die Voraussetzung für eine solide neue Trägerschaft.