Klassenfahrt nach Berlin

Schülerinnen der Klasse 10a & Gertrud Möller

Schülerinnen der 10 a berichten von ihren Highlights

  1. Bonsoir Monsieur Macron

Als wir am Montag, den 9. Mai frühmorgens unterwegs zum Busbahnhof waren, wo unsere Klassenfahrt nach Berlin starten sollte, wurde in den Nachrichten berichtet, dass Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron ebenfalls am heutigen Tag nach Berlin reisen würde. 

Nach einer langen Fahrt und dem ersten Abendessen in Berlin machten wir uns zu einem Spaziergang unter den Linden zum Brandenburger Tor auf. Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor erwartete uns ein ungewöhnlich hohes Polizeiaufgebot, und es kamen immer mehr Polizeibusse, Motorräder und Polizisten dazu. Auch verschiedene Rundfunkanstalten wie ARD und ZDF waren vor Ort, und nachdem ein großer Bereich vor dem Brandenburger Tor von der Polizei abgesperrt worden war, erfuhren wir: Präsident Macron und Bundeskanzler Scholz werden kommen und sich bei einem Abendspaziergang vor dem Brandenburger Tor, das in den ukrainischen Landesfarben erstrahlte, präsentieren.

Der Antrittsbesuch des französischen Präsidenten am Europatag zum Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft hatte auch Franzosen nach Berlin gelockt, darunter auch zwei junge französische Macron-Anhänger, die T-Shirts der Partei Macrons trugen und französische Fahnen dabei hatten. Mit ihnen konnten wir uns sogar ein wenig unterhalten und ein Foto machen. Auch mit anderen an Politik interessierten Wartenden kamen wir ins Gespräch über den Europa-Tag, aber natürlich auch die Wiederwahl in Frankreich und die Situation in der Ukraine.

Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass das Brandenburger Tor strahlend blau gelb leuchtete, und alle warteten gespannt. Nach einer weiteren halben Stunde war es endlich soweit: Angeführt und gefolgt von vielen Polizeiautos und Motorrädern fuhren die schwarzen Regierungsfahrzeuge von Präsident Macron und Bundeskanzler Scholz vor.

Durch die Menschenmenge konnten wir zwar weder den Bundeskanzler noch den französischen Präsidenten wirklich gut sehen, doch das Gefühl in der Menge mit den jubelnden Macron-Anhängern war trotzdem einfach unglaublich und ein sehr besonderer Moment.

Eigentlich war unsere Klassenfahrt für Januar geplant, wurde aber wegen Corona auf Anfang Mai umgelegt. So hatten wir jetzt die Chance, nicht nur den Kanzler, sondern auch den französischen Präsidenten zu sehen – sehr zur Freude einiger Frankreich-begeisterter Schülerinnen unserer Klasse!

(Marie, Antonia, Charlotte)            

  1. Teilnahme am Planspiel im Bundestag

Am zweiten Tag unserer Klassenfahrt haben wir, nachdem wir morgens die East Side Gallery besucht hatten, gemeinsam mit unserer Parallelklasse an dem Planspiel „Parlamentarische Demokratie spielerisch erfahren“ im Bundestag teilgenommen.

Nach einer Führung durch das Parlamentsgebäude mit anschließendem Blick von der Kuppel über ganz Berlin haben wir uns für das mehrstündige Planspiel in einem der Ausschussräume des Bundestags eingefunden.

Unsere Aufgabe war es, die Rolle von Bundestagsabgeordneten zu übernehmen und ein Gesetz über den Tierschutz in der Landwirtschaft zu verabschieden. Jede Schülerin bekam eine neue Identität und wurde einer fiktiven Partei zugeordnet. Dann ging es in die Fraktionssitzungen, in denen Aufgaben verteilt und Positionen erarbeitet wurden. Nach der ersten Plenardebatte, die eine Schülerin als Präsidentin leitete, wurde in Fachausschüsse weitergearbeitet. Im Laufe des Nachmittags erfuhren wir in zahleichen Sitzungen und Debatten, wie komplex und lang der Weg bis zur Formulierung und Verabschiedung eines Gesetzes ist. Wir waren alle erschöpft, als wir uns zur Schlussabstimmung der hart erarbeiteten Beschlussvorlage im Plenarsaal einfanden, aber gespannt, wie die Abstimmung ausgehen würde. Die Gesetzesvorlage wurde einstimmig angenommen – ein in der Realität wohl eher ungewöhnliches Ergebnis.

Uns allen ist klar geworden, wie anstrengend der Beruf eines Politikers ist.

Es bleibt uns eine unvergessliche Erfahrung, dass wir die Räumlichkeiten des Bundestages, die Mikrofone am Platz und Rednerpulte selbst benutzen durften.

Wir würden den Besuch des Bundestags und des Planspiels jedem empfehlen, da er uns die ganze Thematik greifbar gemacht hat, und wir so viel tiefer in die Thematik eintauchen konnten als in der Schule.            (Nina, Anna und Lara)

Nachdem wir beim Planspiel selbst in die Rolle von Abgeordneten geschlüpft waren, hatten wir am Abend die Gelegenheit, ein Gespräch mit einem „echten“ Bundestagsabgeordneten zu führen. Der FDP Abgeordnete des Kreises Bergstrasse Till Mannsmann besuchte uns in unserer Unterkunft, dem Steps-Hotel in Wedding, und wir saßen bei sommerlichen Temperaturen im Hof zusammen, diskutierten und bekamen Antworten auf unsere Fragen rund um das Leben eines Bundestagsabgeordneten.

Am nächsten Morgen stand auf unserem Programm ein Besuch des Jüdischen Museums, das nicht nur mit seiner umfangreichen Ausstellung zum Judentum, sondern auch wegen seiner außergewöhnlichen Architektur (Daniel Libeskind) ein lohnenswertes Ziel ist. Am Nachmittag erkundeten wir die Berliner Innenstadt mit dem Fahrrad, 2.5 Stunden radelten wir vom Nikolaiviertel aus mit unserem Guide bei strahlendem Sonnenschein durch die Berliner City und bekamen auf sehr unterhaltsame Weise Informationen über das alte und neue Berlin. Mit einem Spieleabend bis spät in die Nacht haben wir den Tag ausklingen lassen.

Am Donnerstag besuchten wir die Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen, die zentrale Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Ein ehemaliger Insasse führte uns als Zeitzeuge durch das Gefängnis. Die Art, wie er über seine Hafterfahrungen und die Methoden des Unrechtsstaats DDR sprach, die Bilder von den unmenschlichen Zuständen in den Haftzellen und die bedrückende Atmosphäre in den Gefängnisgängen haben tiefen Eindruck bei uns hinterlassen. Wütend äußerte er sich darüber, dass in den Lehrplänen der Schulen die Behandlung des Gesellschafts- und Machtsystems unter der SED Herrschaft zu kurz komme. Es war für uns schwer, die Eindrücke zu verarbeiten, und es hat gut getan, dass wir den Nachmittag zur freien Verfügung hatten, sodass jeder auf seine Weise Abstand gewinnen konnte. Und unser Abendprogramm hat dazu beigetragen, dass wir unseren letzten Abend in Berlin ganz besonders genießen konnten.

  1. Besuch der Staatsoper unter den Linden

Auf unserer fünftägigen Klassenfahrt hatten wir die Ehre, den letzten Abend in der Staatsoper unter den Linden zu verbringen, um dort die „Zauberflöte“ anzuschauen. Wir waren alle fasziniert von der Größe und Schönheit des Opernhauses, da noch keine von uns zuvor ein solches Gebäude besucht hatte. Der Saal war unfassbar elegant und noch dazu hatten sich die Zuschauer alle richtig herausgeputzt. Das Stück war modern inszeniert, was uns allen sehr gut gefallen hat, da die Inszenierung sowohl musikalisch als auch künstlerisch äußerst bemerkenswert war. Dazu muss man sagen, dass viele von uns vor Beginn Angst hatten, dass wir keine drei Stunden in dem Stück aushalten würden, aber es hat sich genau das Gegenteil erwiesen, und das unterhaltsame Musiktheater hat sich sogar viel kürzer angefühlt.

Es war wirklich ein gelungener Abend, da die Vorstellung uns allen gefallen hat und es eine tolle Möglichkeit war, die Klassenfahrt ausklingen zu lassen.

Es war unser persönliches Highlight, und wir würden jedem, der nach Berlin fährt, wärmstens empfehlen, die Staatsoper zu besuchen.             (Monja und Luisa)