Präsentationsworkshop der 9. Klassen

A. Engelhardt

Mittlerweile ist das alljährliche Präsentationstraining der 9.Klassen mit seinem 2 Vormittage umfassenden Programm ein fester Bestandteil des Methodencurriculums der Liebfrauenschule, und so durften sich auch in diesem Jahr alle Schülerinnen der Jahrgangsstufe 9 intensiv mit dem Thema Präsentieren beschäftigen und in vielen praktischen Übungen ihr Können erproben und ihre Kompetenzen weiter schulen.

Vier Module, jeweils von zwei Lehrkräften im Team geleitet, werden klassenweise von allen Schülerinnen durchlaufen. 8 Lehrer kümmern sich also intensiv um die einzelnen Aspekte einer gelingenden Präsentation – auch ein Beispiel für gelingende Projektarbeit im Team an der Schule. Am Ende des zweiten Vormittags wissen die Schülerinnen besser, wie man zu den benötigten Informationen und einem niveauvollen Inhalt kommt, aber auch, wie eine gelungene Präsentation technisch umgesetzt werden kann und welche Rolle das Auftreten vor einem Publikum spielt.

Modul 1: Situations- und Adressatenanalyse

Bei diesem Modul stehen die Adressaten einer Präsentation im Mittelpunkt, denn diese werden logischerweise immer bei Präsentationen anwesend sein und sollen dabei weder unter- noch überfordert werden, damit sie am Ball bleiben.

So ist es unter anderem eine Aufgabe der drei oder vier Teams einer Klasse, jeweils in einer halben Stunde einen Sachtext adressatenorientiert aufzuarbeiten und den relevanten Inhalt anschließend in einer kleinen Präsentation, in der Regel einem mündlichen Vortrag, der Klasse vorzustellen, die dann wiederum erraten muss, für welche Zielgruppe das jeweilige Team seine Präsentation gehalten hat.

Besonders gelungen sind diese Präsentationen dann, wenn sie – wie das Produkt einer Gruppe der Klasse 9D – mit ungewöhnlichen Ideen und kreativen Umsetzungen aufwarten können: Hier wurde das Thema „Vitamine“ bei einem inszenierten Shopping-Besuch im Drogeriemarkt dargestellt. Während die eine Freundin,  typisch Teenager, Kosmetika shoppen wollte, suchte die andere nach „Vitaminen“ – sehr zum Unverständnis der ersteren. Nach einem kurzen erläuternden Vortrag durch ein drittes Gruppenmitglied in der Rolle der Filialleiterin hatten schließlich die Vitamine selbst, gespielt von weiteren Schülerinnen, ihren großen Auftritt und legten ihre Funktionen für den menschlichen Organismus überzeugend dar.

Die Zuschauerinnen waren begeistert und fühlten sich im Anschluss gut informiert – eine wirklich zielgruppenorientierte Präsentation!

Modul 2: Inhalt und Aufbau einer Präsentation

Im zweiten Modul stehen Inhalt und Struktur im Zentrum. Obwohl manch eine Schülerin dachte, sie sei dafür gut gerüstet, wurde dann doch häufig festgestellt, dass auch hier Neues gelernt werden kann: Eine Einstiegsübung zu kreativen Verwendungsmöglichkeiten von Alltagsgegenständen  – ein Küchensieb lässt sich z.B. als Massagegerät oder Kappe benutzen –  sollte das Bewusstsein darauf lenken, dass man sich nicht zu schnell auf offensichtliche Aspekte eines Themas festlegen, sondern sich erst nach einer breiten Recherche für einen bestimmten Schwerpunkt entscheiden und darauf konzentieren sollte. In verschiedenen Arbeitsphasen wurde den Schülerinnen bewusster, dass ein kreativer Einstieg, eventuell unterstützt durch ein Wortspiel bei der Formulierung des Themas, ein roter Faden beim Aufbau und ein geeigneter Ausstieg dazu beitragen, dass das Publikum eine Präsentation gut in Erinnerung behält.

Modul 3: Medien und Medieneinsatz

Im dritten Modul des Präsentationstrainings, „Medien“, hörten die Schülerinnen zunächst einen kurzen Vortrag über den Goldenen Schnitt und die Fibonacci-Folge. Die zugehörige PowerPoint-Präsentation enthielt absichtlich inadäquate Gestaltungsmerkmale wie z.B. verschiedene Schriftarten, schwache Kontraste, auffällige Animationen und unpassende Visualisierungen. Anhand der entdeckten Fehler wurde ein Kriterienkatalog für eine professionelle Gestaltung von Präsentationen erstellt.

Anschließend bearbeiteten die Schülerinnen die ungeeignete PowerPoint-Datei so, dass sie hinterher den zusammengestellten Kriterien entsprach, oder entwarfen eine ganz neue Präsentation. Dabei erlernten sie unter anderem den Umgang mit dem Folienmaster, um ein einheitliches Layout der Folien einzurichten. Zum Abschluss stellten sie ihre überarbeiteten bzw. neu erstellten Präsentationen vor und erhielten ein Feedback von ihren Klassenkameradinnen sowie den betreuenden Lehrkräften.

Modul 4:

Dann ging es an die eigentliche Präsentation: Ein Sicheres Auftreten und eine überlegte Raumchoreographie gehören hier unbedingt dazu. Die Schülerinnen erprobten in Gruppenübungen, sich zu fokussieren und laut und deutlich vor Publikum zu sprechen, mussten versuchen, äußere Störungen wie laute Geräusche und unvorhergesehene Probleme in der Durchführung, aber auch unerwartetes Verhalten des Publikums auszublenden, und gewannen nach und nach mehr Sicherheit darin, ihre oft zunächst sehr statische Position aufzugeben und sich freier im Raum zu bewegen. Hier über seinen Schatten springen zu müssen, war für viele eine große Herausforderung, die meisten Schülerinnen empfanden aber gerade dieses Modul als besonders bereichernd.

Nachdem alle Schülerinnen die 4 Stationen durchlaufen haben, winkt am Ende der 2 Tage eine Bescheinigung über den Lehrgang, der jetzt durch eine praktische Umsetzung –  eine tatsächlich zu haltende Präsentation –  in einem Fach im Laufe des nächsten Jahres zu ergänzen ist.

Das Präsentationstraining ist an der Liebfrauenschule ein fester Bestandteil des Methodencurriculums, das in den 5. Klassen in Buchpräsentationen begonnen wird und in den kommenden Jahren die Kompetenzen der Schülerinnen immer weiter ausbaut und fördert. Das Präsentationstraining der 9. Klasse steht fast am Ende und legt schon annähernd professionelle Maßstäbe an, ist die Präsentation doch fester Bestandteil der Realschul-Abschlussprüfung und eine mögliche Prüfungsform im mündlichen Abitur. Spätestens im Studium wird sie verlangt – und gehört im Berufsleben an vielen Stellen zum Standard. Umso wichtiger, dass sie an der Schule einen festen Ort professioneller Einübung hat, an dem die Kompetenzen fortwährend erweitert werden.