Schuljahresanfangsgottesdienst der Schulgemeinde – ein großer Kreis aus vielen Kreisen

Der Schuljahresanfangsgottesdienst am Donnerstag der ersten Schulwoche in St. Georg ist ein Ereignis mit großer Tradition an der LFS. Es ist der Ort, an dem sich Schulgemeinde beim gemeinsamen Start als ganze erleben darf. Und worauf freuen sich alle am meisten im neuen Schuljahr? Es ist die eigene Gruppe, der Kreis der Mitschülerinnen, der KollegInnen und der MitarbeiterInnen, denen man sich zugehörig fühlt. Sie sind enorm wichtig für das eigene Wohlbefinden.

Thema des Gottesdienstes war deshalb der Kreis. Die Figur des Kreises ist – geometrisch gesehen – eine Kreislinie, die ein Drinnen von einem Draußen trennt. Diese Kreise bestehen jeweils aus kleineren Kreisen. Die Schülerinnen bilden jeweils noch einmal Kreise nach Jahrgängen, Stufen, Klassen; die Lehrkräfte gliedern sich noch einmal nach Fächern, die Mitarbeiterinnen nach Arbeitsbereichen wie Küche, Sekretariat usw. .

Einigen Kreisen gehört man automatisch an, andere Kreise sucht man sich selbstbestimmt aus oder wird von anderen darin aufgenommen. Darum ging es vor allem in diesem Gottesdienst, denn jeder einzelne Mensch, ob Jugendlicher oder Erwachsener, sehnt sich geradezu danach, sich in seinem Kreis wohlzufühlen und akzeptiert zu werden. Umgekehrt schmerzt, verletzt und quält fast nichts mehr, als von einem Kreis nicht offen

aufgenommen zu sein oder gar ausgeschlossen zu werden.

Viele beispielhafte Zitate aus dem Lebens- und Schullalltag machten nun konkret, wie andere aus sozialen Kreisen ausgegrenzt werden. Die Schülerinnen hatten jeweils sehr authentische Sätze für Unter- Mittel- und Oberstufe verfasst, mit denen wir andere ausschließen, sei es über die krasse Abwertung ihres Äußeren, ihrer Haltung oder ihres Verhaltens. Die Zuhörer zeigten sich betroffen, zumal die Wirkung der vorgetragenen Aussagen eindrücklich an einem illustrierenden Anspiel der 8. Klassen vorgeführt wurde: In einem Kreis hielten sich einige Schülerinnen an der Hand; drinnen standen Einzelne, die handgreiflich und fast mit Gewalt von drinnen nach draußen befördert wurden. In einer zweiten Runde wurden den ausgrenzenden Worten solche entgegengesetzt, mit denen andere Gruppenmitglieder die Ausgeschlossenen wieder in den Kreis hineinnehmen und integrieren können. Es sind Worte, die Mitgefühl und Wertschätzung ausdrücken und Ermunterung bewirken. Solche heilenden Worte zu gebrauchen – dazu gehört Mut und manchmal auch Zivilcourage, sich der Meinung der Gruppe und negativen Gefühlen zu widersetzen.

„Zieh‘ den Kreis nicht zu klein“ war denn auch der Appell des Gottesdienstes. Dieser oft wiederholte Liedruf intensivierte die Aufforderung, kreativ Mittel und Wege zu finden, mit denen wir andere in unseren Kreis aufnehmen können. Das gilt besonders für die, die neu in Kreise hineinkommen wie neue Mitschülerinnen und neue MitarbeiterInnen oder solche mit neuen Aufgaben.

Solchermaßen „eingestimmt“ kann die ganze Schulgemeinde zuversichtlich und kraftvoll ins neue Schuljahr starten.