Ruhestand nach 42 Jahren
Als Ute Franz im Schuljahr 1978/79 ihren Dienst an der Liebfrauenschule – noch unter dem Namen Lorenz – begann, war sie, mit den Worten der scheidenden Schulleiterin Sabine Nellessen-Kohl, mit den zu diesem Zeitpunkt 21 Jahren „wahrscheinlich die jüngste Lehrerin aller Zeiten, die jemals an der LFS begonnen hat“, wurde sie doch auf der Weihnachtsfeier vor zwei Jahren dafür geehrt, dass sie damals mit 40 Jahren „Betriebszugehörigkeit sicherlich einmal alle Rekorde brechen wird“.
Unzählige Mädchen hat die aus der Nähe von Bremen kommende Pädagogin im Textilen Gestalten den Umgang mit Nadel und Faden beigebracht und im Sport- und Schwimmunterricht trainiert. In den letzten Jahren leitete sie interessierte Mädchen im Kochen an und verwöhnte beispielsweise im Sommer ihre Kollegen mit den hergestellten Salaten und Smoothies.
Beharrlichkeit und Ausdauer
In unseren verkopften und leistungsbetonten Zeiten hat Ute Franz das Leitbild der ganzheitlichen Erziehung in idealer Weise verwirklicht, indem sie mit großem Einsatz praktische Fähigkeiten vermittelte. Zudem gab sie die Erfahrung weiter, dass man mit Beharrlichkeit und Ausdauer auch aufwendige Teile wie Schals, Hausschuhe, Ponchos „fertigkriegen“ kann. Sie spornte zu großen Leistungen an und verursachte gehörigen Stolz, wenn komplizierte Teile schön wurden.
Die Aussicht auf moderne und im Trend liegende persönliche Geschenke für Familienangehörige und „Verkaufsschlager“ beim Adventsbasar, zu dem die ganze Schulgemeinde mit Eltern eingeladen ist, spornte zu Großtaten an. Quasi „nebenbei“ vermittelte sie auch ein zentrales Leitziel der Liebfrauenschule, dass man mit dem Einsatz für andere – wie dem Erlös – praktische Solidarität übt, die Freude macht.
Ute Franz hatte die Ambition, auch für besondere Neigungen der Mädchen ein adäquates Angebot in Sport zu machen, zum Beispiel rhythmische Sportgymnastik. Ein offenes Ohr fand sie jedes Jahr bei der Führung der Eltern künftiger Fünftklässlerinnen, denen sie die Bedeutung des Faches „Textiles Gestalten“ für den Austausch von Freuden und Leiden des Lebens vermittelte.
Ein zustimmendes Schmunzeln erweckte die lockere Runde handarbeitender Mädchen immer und ein „gutes Gefühl“, dass hier auch Fächer ihre Nische haben, die das vermitteln, was man heute Resilienz nennt: eine beruhigende Wirkung auf das Gemüt durch das praktische Tun und die menschliche Begegnung in den Schülerinnengruppen.
Mit ihrem Temperament, ihrer optimistischen und in jeder Hinsicht unterstützenden Art und ihrem hohen Engagement für die Schule zum Beispiel an Schulfesten hat sie bei Generationen von Schülerinnen und Kollegen viel bewirkt und einen bleibenden Effekt hinterlassen: „Probier’ es aus – es wird schon gehen!“