Zeichen der Hoffnung und Solidarität

A. Loga

Nichts ist schöner als der letzte Schultag. Vor Beginn der dieses Jahr immerhin drei Wochen währenden Osterferien findet in der Liebfrauenschule traditionellerweise in der ersten Stunde der Misereor-Gottesdienst statt, der dieses Jahr das Land Madagaskar in den Fokus rückte, in dem sich Frauen für mehr Teilhabe und Gleichberechtigung engagieren. Im Unterricht haben die Schülerinnen zuvor die besondere Situation des Landes durch vielerlei Medien kennengelernt, beispielsweise eine Comicgeschichte, die insbesondere die Situation von Frauen und Kindern beleuchtete.

Die katholische Hilfsorganisation Misereor hilft auf Madagaskar bei Projekten für eine nachhaltigere Zukunft. Bildung ist dabei der Schlüssel und der erste Weg aus der Armut. Die Schülerinnen haben zuvor im Unterricht erfahren, dass in Madagaskar der Weg zur Schule lang, gefährlich oder gar unmöglich ist. Ein Großteil der Kinder, insbesondere der Mädchen, erhält gar keine Schulbildung, weil sie den Eltern bei der Bewirtschaftung auf dem Feld helfen müssen. Deshalb unterstützt Misereor mit Partnerorganisationen wie VOZAMA Dorfschulen und das Projekt Vahatra zur Förderung von Kleinbauern.

Drei Siebtklässlerinnen stellen während des Gottesdienstes im Rollenspiel als madagassische Frauen ihre speziellen Lebensumstände und Aufgaben vor: Eine Frau versucht in einem Projekt, Landrechte für Frauen zu sichern und Ernährungsprojekte voranzutreiben; eine fördert den Brunnenbau, damit die Bewässerung von Kaffee, Maniok, Orangen und Reis bewerkstelligt werden kann. Die dritte Frau ist Lehrerin an einer Schule und will besonders den Bildungshunger von Mädchen stillen, um deren berufliche Chancen zu erhöhen.

In diesem Gottesdienst erfahren die Jugendlichen in unserem reichen Land von den Anliegen und Sorgen, Hoffnungen und Träumen der Menschen im fernen Madagaskar. Sie hören aber nicht nur vom Engagement der Kämpferinnen für mehr Teilhabe und Gleichberechtigung der erwachsenen Frauen, sondern erfahren ihre Selbstwirksamkeit durch ihre reale Unterstützung in den Spenden, die in der Fastenzeit angespart wurden. In einer langen Prozession werden die Spendenkörbe der einzelnen Klassen nach vorne vor den Altar gebracht und dort in einen großen Korb entleert.

Durch „den Blick über den Tellerrand“ werden den Schülerinnen Informationen vermittelt, sie können an Erfahrungen teilhaben, Empathie empfinden, und schließlich selbst aktiv werden. „Auch du kannst etwas tun!“, das ist die Botschaft.

Der Gottesdienst wurde von der Religionslehrerin Christiane Ehret-Jeltsch und der Gruppe Darstellendes Spiel der 7. Klasse vorbereitet; die Singklasse unter der Leitung von Frau Birgit Kottmann-Michels glänzte durch musikalische Beiträge.

Für manche Teilnehmerin war dieser Gottesdienst ganz besonders: Es war der letzte Schultag der Abiturientinnen, deren schriftliche Prüfungen dieses Jahr erstmals nach den Osterferien beginnen, weshalb sie auch in der ersten Reihe sitzen durften. Sie verabschiedeten sich am Ende mit Aufstehen und Winken von der übrigen Schulgemeinde – ein denkwürdiger Moment, der einige sichtlich zu Tränen rührte.