Zukunft der Bensheimer Liebfrauenschule gesichert

D. Rosenberger, BA, 14.9.22

Es war ein langer Weg mit zunächst ungewissem Ende für die Liebfrauenschule. Aber mittlerweile steht fest: Die Zukunft des katholischen Mädchengymnasiums in der Bensheimer Innenstadt ist endgültig gesichert.

Am Dienstag teilte die Schule mit, dass „ohne großes Aufsehen der finale Vertrag zwischen dem Bistum Mainz und dem Kolpingwerk Württemberg zur Übernahme der Liebfrauenschule unterzeichnet wurde“.

Das Schuljahr 2022/23 werde als Übergangsjahr gestaltet: Seit dem 1. August ist die Liebfrauenschule eine gemeinnützige Gesellschaft. Diese bleibt noch ein Jahr in der Trägerschaft des Bistums, aber bereits mit einer Geschäftsführung des Kolping-Bildungswerkes. So werde ein reibungsloser Übergang in die Trägerschaft des Bildungswerks zum 1. August 2023 ermöglicht, heißt es von Seiten der Schule.

Der Kampf um die Zukunft der LFS hatte Ende 2020 Fahrt aufgenommen. Das Bistum teilte mit, dass man aus finanziellen Gründen die Trägerschaft der Schule aufgeben wird. „Es sind schmerzhafte Einschnitte, die wir auf verschiedenen Ebenen des Bistums vornehmen müssen“, verteidigte Bischof Peter Kohlgraf damals den harten Sparkurs der Kirche, von dem auch noch andere Schulen und Bildungsstätten betroffen waren und sind. Vor Ort solidarisierten sich Parteien, Vereine, Gruppierungen und ehemalige Absolventinnen. Das Stadtparlament verabschiedete eine Resolution zum Erhalt, der Kreistag, Ex-Bürgermeister Richter und Landrat Engelhardt setzten sich ein, ebenso wie die jetzige Rathauschefin Christine Klein.

Zwischenzeitlich sah alles nach einer Übernahme durch die International School on the Rhine (ISR) aus. Im Sommer 2021 gab das Bistum jedoch bekannt, dass die Verhandlungen gescheitert seien – was sich nach Ansicht der Beteiligten in Mainz und der Betroffenen in Bensheim im Nachhinein als Glücksfall herausstellte.

Im Herbst 2021 zeichnete sich ab, dass es trotz des Absprungs der ISR eine Perspektive für das traditionsreiche Mädchengymnasium geben könnte. Das Bistum führte Verhandlungen mit zwei potenziellen Interessenten, im Hintergrund arbeitete eine lokale Projektgruppe an der Zukunftssicherung der Schule (wir haben berichtet). Kurz vor Weihnachten stand schließlich der neue Träger fest und wurde der Öffentlichkeit präsentiert.

Das Kolping-Bildungswerk Württemberg mit Sitz in Stuttgart beschult an 50 Standorten in 25 Städten rund 15 000 junge Menschen. Der Verein wurde 1969 gegründet, seine Wurzeln reichen aber bis 1871 zurück. Durch die Vereinsgründung wurde das Bildungswerk rechtlich selbstständig und agiert unabhängig von der Kirche.

In 140 staatlich anerkannten Schulen führt das Bildungswerk nach eigenen Angaben Schülerinnen und Schüler zum Abschluss und bietet jährlich rund 2500 neuen Schülern einen Platz. Für die verschiedenen Bildungsangebote werden 2000 Mitarbeiter beschäftigt.

In der Region ist das Bildungswerk unter anderem in Mannheim aktiv. Dort wird das „Kurpfalz“ betrieben – eine staatlich anerkannte Privatschule mit Gymnasium und Realschule. Das „Kurpfalz“ existiert in Mannheim seit 1872. Das Kolping-Bildungswerk ist als Träger 2019 eingestiegen, nachdem die Schule im Oktober 2018 Insolvenz anmelden musste.

In Heidelberg zählt das Englische Institut seit 2017 zum Portfolio, mit bilingualer Grundschule und einem Gymnasium ebenfalls mit zweisprachigem Angebot. Mit dem Engagement an der Liebfrauenschule in Bensheim wird man nun erstmals in Hessen vorstellig.

Als Teil der katholischen Familie bleibt durch Kolping die christliche Ausrichtung der Einrichtung gewahrt. Allerdings wird der Wechsel – wie berichtet – nicht ohne Wermutstropfen über die Bühne gehen. Der Realschulzweig der LFS, den um die 120 Mädchen besuchen, wird auslaufen. „Das ist der bittere Preis zum Erhalt der Schule. Alle Schülerinnen können aber regulär ihre Schulzeit an der Liebfrauenschule beenden“, teilte Weihbischof und Generalvikar Udo Markus Bentz im Dezember mit.

Dass der Vertrag jetzt unterschrieben und die Details geregelt sind, wird an der LFS mit großer Erleichterung registriert. „Eltern, Kollegium und die Schülerinnen haben die Nachricht mit großer Freude aufgenommen. Die Schule hat das vergangene Jahr intensiv genutzt, um Vertrautes auf den Prüfstand zu stellen und Neues anzustoßen“, heißt es in einer Mitteilung.

Eine MINT-Profilklasse im Jahrgang 5 und ein komplett mit iPads ausgestatteter Jahrgang 9 gehörten zu den schon sichtbaren Veränderungen im gerade begonnenen Schuljahr. Dass sich die Aufmerksamkeit wieder auf die pädagogischen Fragen konzentrieren darf, „verstärkt die moderne, zukunftsorientierte Ausrichtung der Mädchenschule“.