Medienbildungstag an der LFS
28.08.2025Liebfrauenschule: Erster Medienbildungstag stieß auf gute Resonanz. Schülerinnen beschäftigten sich mit sozialen Medien, digitaler Identität oder Nachrichtenkompetenz
Bensheim.
Ein leises Surren erfüllt die Sporthalle, alle Augen sind nach oben gerichtet: Eine Drohne steigt auf, dreht eine elegante Runde und sorgt für Staunen und Gelächter. Wenige Räume weiter wird konzentriert an Trickfilmen gebastelt, daneben proben Schülerinnen für eine eigene Nachrichtensendung – und in den unteren Klassen tüfteln Mädchen an sicheren Passwörtern oder diskutieren über ihr digitales Ich. So vielfältig und lebendig präsentierte sich der erste Medienbildungstag an der Liebfrauenschule Bensheim, der für die Schülerinnen von Klasse 5 bis in die Oberstufe ein ganz besonderes Erlebnis war.
Einen ganzen Tag lang drehte sich alles um Themen, die für Jugendliche längst zum Alltag gehören: soziale Medien, digitale Identität, Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und Nachrichtenkompetenz. Was im Unterricht meist nur theoretisch behandelt wird, konnten die Schülerinnen diesmal ganz praktisch erleben. Die Idee zu diesem Medientag entstand an der Liebfrauenschule selbst. Lehrerin Carmen Oestreich nahm dafür Kontakt zu einer ehemaligen Schülerin auf: Katrin Helwig, heute beim Evangelischen Dekanat Bergstraße für digitale Medienbildung verantwortlich.
Ihr Ziel ist es, jungen Menschen einen kritischen, verantwortungsvollen und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln – ganz im Sinne der ursprünglichen Initiative der Schule. In enger Kooperation mit dem Evangelischen Dekanat Bergstraße organisierte die Liebfrauenschule schließlich den ersten Medienbildungstag – ein Pilotprojekt, das Theorie und Praxis auf besondere Weise miteinander verbindet.Was bedeutet das Recht am eigenen Bild?Die fünften Klassen starteten mit einem ungewöhnlichen Warm-up unter dem Motto „Welcome Diversity“. Im großen Kreis rief die Lehrkraft Sätze wie „Alle, die schon einmal ChatGPT genutzt haben“ oder „Alle, die etwas im Internet gesehen haben, das ihnen Angst gemacht hat“. Wer sich angesprochen fühlte, machte einen Schritt nach vorn und bekam Applaus. Daraus ergaben sich oft kurze Gespräche, wenn einzelne Schülerinnen ihre Erfahrungen teilen wollten.
Im Anschluss ging es an verschiedene Stationen: Wie erstellt man ein sicheres Passwort? Was bedeutet das Recht am eigenen Bild? Wie funktioniert eine Bilderrückwärtssuche? Auch die Frage nach dem „digitalen Ich“ wurde bearbeitet. Am Ende gestalteten die Schülerinnen Poster mit ihren „Top drei Tipps“ für cleveres Surfen.
In Klasse 8 stand das Thema „KörperBilder – Medien, Selbstwahrnehmung und Identität“ im Mittelpunkt. Referentin Katja Ester vom Medienbildungszentrum Süd (MOK) eröffnete den Workshop. Den Einstieg bildete eine ungewöhnliche Begrüßungsrunde, die von Lehrerin Carmen Oestreich angeleitet wurde: Jede Schülerin sollte ihre Nachbarin mit einer witzigen Körperhaltung begrüßen – das sorgte gleich für Gelächter und lockerte die Atmosphäre.
Anschließend verteilte Ester Bilder von Influencerinnen und Stars aus dem Netz auf dem Boden, zu denen auch die Schülerinnen eigene Fotos beigesteuert hatten. Jede wählte ein Bild aus und beschrieb, was ihr besonders auffiel. Aussagen wie „so eine dünne Taille geht nur mit Filtern“ oder „sie sieht so jung aus und schminkt sich schon“ machten deutlich, wie kritisch die Jugendlichen die inszenierten Körperbilder wahrnehmen. Gemeinsam zog man das Fazit: Darstellungen im Netz sind oft toxisch, und jede Person sieht in Wirklichkeit anders aus.
Im praktischen Teil produzierten die Schülerinnen in Gruppen kleine Trickfilme, sogenannte animierte Collagen. Mit ausgeschnittenen Bildern aus Modezeitschriften gestalteten sie Szene, die ihre Beobachtungen kreativ aufgriffen. Mit Tablets und Trickboxen setzten die Schülerinnen ihre Ideen in kleine Trickfilme um, die am Ende des Workshops fertiggestellt wurden und großen Beifall und Bewunderung bei allen erhielten.
Eine andere achte Klasse probierte sich im Journalismus: Unter Anleitung von Alexandra Becker (Beratung Neue Medien) und Lehrer Jens Kissi entwickelten die Schülerinnen eine eigene Nachrichtensendung. In kleinen Teams übernahmen sie alle Rollen – von Regie über Kamera bis zu Sprecherinnen. Während zwei Schülerinnen die Musik beisteuerten, entwarfen andere das Logo, führten Interviews oder schrieben die Texte. Thema des Beitrags war Mobbing. Spontan entschied man sich sogar, mit dem Ergebnis an einem Wettbewerb teilzunehmen, bei dem die Kindernachrichtensendung „logo!“ nachgestellt wird. „Das war so eine gute Idee, das würde ich auf jeden Fall gerne wieder machen“, lautete das Fazit einer jungen Teilnehmerin.Ob Drohne oder VR-Brille: Die Chancen neuer Technik nutzenTechnisch wurde es im Makerspace-Workshop von Lehrerin Britta Gloor und Physik- und Mathematiklehrer Florian Grewe. Hier drehte sich alles um 3D, VR-Brillen und Drohnen. Die VR-Brille wurde von der Hopp-Foundation finanziert. Während Grewe in der Sporthalle den Umgang mit Drohne und VR-Brille zeigte – ein Höhepunkt des Tages, der für viel Spaß und große Augen sorgte –, vermittelte Gloor den anderen Schülerinnen die rechtlichen Grundlagen, etwa zu Drohnenflügen. „Oft haben Schülerinnen Angst, teure Geräte auszuprobieren. Aber nur wer die Scheu überwindet, kann die Chancen neuer Technik nutzen. Wir dürfen nicht den Anschluss verlieren“, erklärte sie. Grewe ergänzte, er habe im vergangenen Jahr eine gleichnamige AG gegründet und wolle durch den Workshop Lust auf die Teilnahme machen.
Auch das Thema Künstliche Intelligenz durfte nicht fehlen. Johannes Lenz-Vock vom Englischen Institut zeigte, wie KI im Schulalltag sinnvoll eingesetzt werden kann – etwa beim Erstellen von Lernplänen oder beim Verfassen von Texten. Dabei arbeiteten die Schülerinnen mit SchulGPT, einer speziell für den Unterricht entwickelten Plattform, die besonderen Datenschutzrichtlinien folgt. Parallel zu Lenz-Vocks Vortrag konnten sie am Tablet ausprobieren, wie präzise Eingaben – sogenannte Prompts – zu besseren Ergebnissen führen.
Ob beim kreativen Trickfilm, in der Nachrichtenredaktion oder beim Drohnenflug – der erste Medienbildungstag bot den Schülerinnen abwechslungsreiche Erfahrungen, viele neue Einblicke und praktische Tipps für den Alltag. Schulleitung und Lehrkräfte zeigten sich am Ende zufrieden mit dem Pilotprojekt. Eine Wiederholung im nächsten Jahr ist bereits im Gespräch – und dürfte bei den Schülerinnen auf große Zustimmung stoßen.Von Frederik Koch (BA)
Bensheim.
Ein leises Surren erfüllt die Sporthalle, alle Augen sind nach oben gerichtet: Eine Drohne steigt auf, dreht eine elegante Runde und sorgt für Staunen und Gelächter. Wenige Räume weiter wird konzentriert an Trickfilmen gebastelt, daneben proben Schülerinnen für eine eigene Nachrichtensendung – und in den unteren Klassen tüfteln Mädchen an sicheren Passwörtern oder diskutieren über ihr digitales Ich. So vielfältig und lebendig präsentierte sich der erste Medienbildungstag an der Liebfrauenschule Bensheim, der für die Schülerinnen von Klasse 5 bis in die Oberstufe ein ganz besonderes Erlebnis war.
Einen ganzen Tag lang drehte sich alles um Themen, die für Jugendliche längst zum Alltag gehören: soziale Medien, digitale Identität, Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und Nachrichtenkompetenz. Was im Unterricht meist nur theoretisch behandelt wird, konnten die Schülerinnen diesmal ganz praktisch erleben. Die Idee zu diesem Medientag entstand an der Liebfrauenschule selbst. Lehrerin Carmen Oestreich nahm dafür Kontakt zu einer ehemaligen Schülerin auf: Katrin Helwig, heute beim Evangelischen Dekanat Bergstraße für digitale Medienbildung verantwortlich.
Ihr Ziel ist es, jungen Menschen einen kritischen, verantwortungsvollen und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln – ganz im Sinne der ursprünglichen Initiative der Schule. In enger Kooperation mit dem Evangelischen Dekanat Bergstraße organisierte die Liebfrauenschule schließlich den ersten Medienbildungstag – ein Pilotprojekt, das Theorie und Praxis auf besondere Weise miteinander verbindet.Was bedeutet das Recht am eigenen Bild?Die fünften Klassen starteten mit einem ungewöhnlichen Warm-up unter dem Motto „Welcome Diversity“. Im großen Kreis rief die Lehrkraft Sätze wie „Alle, die schon einmal ChatGPT genutzt haben“ oder „Alle, die etwas im Internet gesehen haben, das ihnen Angst gemacht hat“. Wer sich angesprochen fühlte, machte einen Schritt nach vorn und bekam Applaus. Daraus ergaben sich oft kurze Gespräche, wenn einzelne Schülerinnen ihre Erfahrungen teilen wollten.
Im Anschluss ging es an verschiedene Stationen: Wie erstellt man ein sicheres Passwort? Was bedeutet das Recht am eigenen Bild? Wie funktioniert eine Bilderrückwärtssuche? Auch die Frage nach dem „digitalen Ich“ wurde bearbeitet. Am Ende gestalteten die Schülerinnen Poster mit ihren „Top drei Tipps“ für cleveres Surfen.
In Klasse 8 stand das Thema „KörperBilder – Medien, Selbstwahrnehmung und Identität“ im Mittelpunkt. Referentin Katja Ester vom Medienbildungszentrum Süd (MOK) eröffnete den Workshop. Den Einstieg bildete eine ungewöhnliche Begrüßungsrunde, die von Lehrerin Carmen Oestreich angeleitet wurde: Jede Schülerin sollte ihre Nachbarin mit einer witzigen Körperhaltung begrüßen – das sorgte gleich für Gelächter und lockerte die Atmosphäre.
Anschließend verteilte Ester Bilder von Influencerinnen und Stars aus dem Netz auf dem Boden, zu denen auch die Schülerinnen eigene Fotos beigesteuert hatten. Jede wählte ein Bild aus und beschrieb, was ihr besonders auffiel. Aussagen wie „so eine dünne Taille geht nur mit Filtern“ oder „sie sieht so jung aus und schminkt sich schon“ machten deutlich, wie kritisch die Jugendlichen die inszenierten Körperbilder wahrnehmen. Gemeinsam zog man das Fazit: Darstellungen im Netz sind oft toxisch, und jede Person sieht in Wirklichkeit anders aus.
Im praktischen Teil produzierten die Schülerinnen in Gruppen kleine Trickfilme, sogenannte animierte Collagen. Mit ausgeschnittenen Bildern aus Modezeitschriften gestalteten sie Szene, die ihre Beobachtungen kreativ aufgriffen. Mit Tablets und Trickboxen setzten die Schülerinnen ihre Ideen in kleine Trickfilme um, die am Ende des Workshops fertiggestellt wurden und großen Beifall und Bewunderung bei allen erhielten.
Eine andere achte Klasse probierte sich im Journalismus: Unter Anleitung von Alexandra Becker (Beratung Neue Medien) und Lehrer Jens Kissi entwickelten die Schülerinnen eine eigene Nachrichtensendung. In kleinen Teams übernahmen sie alle Rollen – von Regie über Kamera bis zu Sprecherinnen. Während zwei Schülerinnen die Musik beisteuerten, entwarfen andere das Logo, führten Interviews oder schrieben die Texte. Thema des Beitrags war Mobbing. Spontan entschied man sich sogar, mit dem Ergebnis an einem Wettbewerb teilzunehmen, bei dem die Kindernachrichtensendung „logo!“ nachgestellt wird. „Das war so eine gute Idee, das würde ich auf jeden Fall gerne wieder machen“, lautete das Fazit einer jungen Teilnehmerin.Ob Drohne oder VR-Brille: Die Chancen neuer Technik nutzenTechnisch wurde es im Makerspace-Workshop von Lehrerin Britta Gloor und Physik- und Mathematiklehrer Florian Grewe. Hier drehte sich alles um 3D, VR-Brillen und Drohnen. Die VR-Brille wurde von der Hopp-Foundation finanziert. Während Grewe in der Sporthalle den Umgang mit Drohne und VR-Brille zeigte – ein Höhepunkt des Tages, der für viel Spaß und große Augen sorgte –, vermittelte Gloor den anderen Schülerinnen die rechtlichen Grundlagen, etwa zu Drohnenflügen. „Oft haben Schülerinnen Angst, teure Geräte auszuprobieren. Aber nur wer die Scheu überwindet, kann die Chancen neuer Technik nutzen. Wir dürfen nicht den Anschluss verlieren“, erklärte sie. Grewe ergänzte, er habe im vergangenen Jahr eine gleichnamige AG gegründet und wolle durch den Workshop Lust auf die Teilnahme machen.
Auch das Thema Künstliche Intelligenz durfte nicht fehlen. Johannes Lenz-Vock vom Englischen Institut zeigte, wie KI im Schulalltag sinnvoll eingesetzt werden kann – etwa beim Erstellen von Lernplänen oder beim Verfassen von Texten. Dabei arbeiteten die Schülerinnen mit SchulGPT, einer speziell für den Unterricht entwickelten Plattform, die besonderen Datenschutzrichtlinien folgt. Parallel zu Lenz-Vocks Vortrag konnten sie am Tablet ausprobieren, wie präzise Eingaben – sogenannte Prompts – zu besseren Ergebnissen führen.
Ob beim kreativen Trickfilm, in der Nachrichtenredaktion oder beim Drohnenflug – der erste Medienbildungstag bot den Schülerinnen abwechslungsreiche Erfahrungen, viele neue Einblicke und praktische Tipps für den Alltag. Schulleitung und Lehrkräfte zeigten sich am Ende zufrieden mit dem Pilotprojekt. Eine Wiederholung im nächsten Jahr ist bereits im Gespräch – und dürfte bei den Schülerinnen auf große Zustimmung stoßen.Von Frederik Koch (BA)



