Mit Wissenschaft auf Tuchfühlung

26.03.2025

Mit Wissenschaft auf Tuchfühlung
Lehrkraft der LFS bei der Regionalkonferenz Südwest von „Schule MIT Wissenschaft“ in Saarbrücken

Vom 21. bis 23. März 2025 verwandelte sich Saarbrücken zum Treffpunkt für MINT-begeisterte Lehrkräfte aus dem Südwesten Deutschlands: Die Regionalkonferenz Südwest der bundesweiten Initiative „Schule MIT Wissenschaft“ brachte spannende Einblicke in aktuelle Forschung, beeindruckende Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Industrie sowie jede Menge Inspiration für den Unterricht – mittendrin: Lars Schlichtherle, Lehrer an der Liebfrauenschule Bensheim.

Ein Auftakt mit Weltraumblick

Nach der Ankunft im Premier Inn an der Saarbrücker Congresshalle ging es direkt zum Informatik-Campus der Universität des Saarlandes, wo die Teilnehmenden erste Einblicke in lokale Forschungsprojekte erhielten. Doch der eigentliche Auftakt folgte am Abend: Nobelpreisträger Prof. Dr. Reinhard Genzel, Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik, nahm die Zuhörenden in seiner Eröffnungs-Keynote auf eine „40-jährige Reise“ mit – von der Idee bis zur Entdeckung des supermassiven Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie, für die er 2020 den Physik-Nobelpreis erhielt. Ein beeindruckender Startschuss, der die Bedeutung von Ausdauer, Neugier und wissenschaftlicher Zusammenarbeit eindrucksvoll unterstrich.

Workshops, Hightech & große Ideen

Der Samstag stand ganz im Zeichen des Austauschs und Mitmachens. Der erste Workshop war „KI verstehen: Grundlagen für den Unterricht“, angeboten vom InfoLab Saar – eine praxisnahe Einführung in ein Thema, das auch im Schulalltag immer mehr Relevanz gewinnt.
In spannenden Vorträgen wurden anschließend verschiedenste Disziplinen verknüpft: Prof. Dr. Ingmar Weber, Träger der mit fünf Millionen Euro dotierten Alexander-von-Humboldt-Professur, zeigte in seinem Vortrag zum Thema „Societal Computing“, wie sich gesellschaftliche Prozesse anhand von Daten analysieren und sichtbar machen lassen. Dabei gab er spannende Einblicke in seine Forschung – etwa zur digitalen Benachteiligung von Frauen oder zur Visualisierung globaler Migrationsbewegungen. Anschließend erklärte Prof. Dr. Karin Jacobs physikalische Phänomene rund um Adhäsion – inklusive faszinierender Experimente, die zeigen, warum ein Gecko kopfüber an der Decke spazieren kann.
Am Nachmittag ging es zur Europäischen Akademie Otzenhausen – nicht nur ein Ortswechsel, sondern auch ein inhaltlicher Höhepunkt: Niko Bier vom DLR beeindruckte mit einem Vortrag zur Aerodynamik des Hochauftriebs. Besonders in Erinnerung bleibt auch der Beitrag von Dr. Stella Clarke (BMW Group), die weltweit bekannt wurde für ihre Pionierarbeit an BMWs spektakulärem Farbwechsel-Auto. Sie zeigte eindrucksvoll, wie aus einer einfachen Idee ein Innovationstreiber für die gesamte Automobilbranche wurde.
Absolut visionär war der Abschluss des Tages: Prof. Dr. Donald Sadoway vom MIT – vom Times Magazine zu einem der „100 einflussreichsten Menschen der Welt“ gekürt – sprach über seine Forschung im Bereich Green Steel und neuartige Batteriespeicher, mit denen er die Energiewende weltweit voranbringen möchte. Ein echtes Highlight und ein Appell an Bildung und Wissenschaft, gemeinsam Großes zu bewegen.

Sonntag: Interdisziplinär, überraschend und pilzreich

Auch der Sonntag brachte neue Perspektiven: In einem Workshop des DLR School Lab Braunschweig ging es um Materialwissenschaften im Unterricht, bevor weitere Top-Wissenschaftler die Bühne betraten: Prof. Dr. Kurt Mehlhorn, Träger des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises – der höchstdotierten deutschen Auszeichnung für Wissenschaft – sprach über faire Verteilung unteilbarer Güter, ein hochaktuelles Thema aus der Algorithmik mit vielen Anknüpfungspunkten für den Informatikunterricht.
Prof. Dr. Paul Motzki entführte die Zuhörer in die Welt der Elastokalorik, einer revolutionären Technik zur umweltfreundlichen Kühlung und Heizung mit Nickel-Titan-Legierungen. Den krönenden Abschluss bildete Prof. Dr. Matthias Hahn, der in seinem Vortrag „Das vielfältige Reich der Pilze“ eindrucksvoll zeigte, wie unterschätzt, aber zugleich faszinierend die Welt der Pilze ist – auch im Hinblick auf Biotechnologie, Umweltforschung und Gesundheit.

Ein Mehrwert für Schule, Unterricht und Schulentwicklung

Die Teilnahme an der Konferenz war für Lars Schlichtherle nicht nur eine persönliche Bereicherung, sondern bringt konkrete Impulse für die Liebfrauenschule in Bensheim mit sich: Neue Ideen für den Biologie- und Physikunterricht, spannende Anregungen für Projekte bei „Jugend forscht“, praxisnahe Workshopinhalte für den Informatikunterricht sowie Impulse für digitales und interdisziplinäres Lernen.
Auch in die Schulentwicklung fließen die Erkenntnisse ein – etwa, wie wissenschaftliche Fragestellungen stärker in Projektarbeit integriert werden können oder wie Bildung für nachhaltige Entwicklung in MINT-Fächern verankert werden kann.

Fazit

Die Regionalkonferenz Südwest war ein echtes Highlight für engagierte Lehrkräfte, die ihren Unterricht zukunftsorientiert gestalten wollen. Wissenschaft greifbar machen, Forschung erlebbar machen und junge Menschen für Naturwissenschaft und Technik begeistern – das ist das Ziel von „Schule MIT Wissenschaft“.