40 Jahre Sprachreisen nach Poole, Dorset in England

M. Leyh

Sonntagabend, 20.15Uhr, ZDF, wenn nicht gerade ein Schmachtfetzen von Inga Lindström läuft. In den Rosamunde-Pilcher-Filmen schweift die Kamera über Strände, Klippen, Moore, die vielen unserer Schülerinnen bekannt sind. Zweimal jedes Jahr, in den Oster- und in den Sommerferien, hat unsere Schule seit 1983 eine Sprachreise nach England angeboten. Eine ganz besondere Möglichkeit unseres Schulprogramms.

Poole liegt in der Grafschaft Dorset direkt an der Südküste Englands auf halber Strecke zwischen Dover und Land´s End in Cornwall. Ein atemberaubender Sandstrand zieht sich dort von Sandbanks am rauschenden Meer ostwärts entlang bis nach Bournemouth, einem recht pulsierenden Seebad. 6 km golden sandy beaches, ausgezeichnet mit der blue flag, an heißen Tagen wie im Sommer 2022 übersät von Badenden, welche die einzigartige Szenerie genießen. Nach Westen führen spektakuläre Klippenfelsen über die Jurassic Coast, so benannt nach jüngsten Fossilienfunden, bis nach Weymouth, wo die Wasserdisziplinen der olympischen Spiele von 2012 stattfanden.

Die Vorbereitungen beginnen immer schon im September des Vorjahres: Mrs. Joan Rees, die Leiterin der Eagle International School, war bis Corona bei uns zu Gast, hat die Schülerinnen der Klassen 7. bis 10 über das Konzept ihrer Schule informiert: Englischunterricht bei native speakers, verbunden mit einem intensiven Freizeitprogramm, um englische Landschaft und Kultur kennenzulernen. In den ca. 30 Stunden Englischunterricht wird in Kleingruppen von 12 bis 15 Schülern englisch gesprochen, Aussprache, Alltagsvokabular geübt, bisweilen ein englisches Theaterstück eingeübt, traditionelle englische Lieder gesungen – erstaunlich, wie klar die Aussprache auf einmal sei, sagt Mrs. Rees, wenn man singe! Man arbeitet da auch einmal an einem Projekt, dessen Inhalt man in einer Kleingruppe (2 – 4 Schüler) am letzten Tag präsentiert. Höhepunkt waren und sind jedoch die von einer Londoner Choreographin adaptierten Shakespeare-Portionen, die sie mit den Schülerinnen einübt. Midsummer Night’s Dream, King Lear… Beachtliches Niveau übrigens trotz des hohen Unterhaltungswerts.

100 Schülerinnen nahmen an den Fahrten jährlich teil. Sie sind paarweise – auf besonderen Wunsch gelegentlich auch zu dritt – bei englischen Gastfamilien untergebracht. Mrs. Rees legt auf die Auswahl der Gastfamilien ganz besonderen Wert. Diese sind ein ganz bestimmender Faktor des Englanderlebnisses. Wie übrigens auch das lustige und abwechslungsreiche Wetter in England, wo es auffallend häufig wesentlich besser ist als bei uns in Deutschland – den Sommer 2023 erwähnen wir hier nicht! Aber den Ostersonntag  haben wir schon häufig in der Sonne liegend am Sandstrand von Bournemouth verbracht. Ins Wasser wagen sich dann jedoch nur die Kühnsten und Härtesten.

Zurück zu den Gastfamilien: Sie sorgen dafür, dass die Schüler mit den Raffinessen britischer Esskultur vertraut werden. Dies geschieht beim gemeinsamen Abendessen, während tagsüber ein äußerst kreativ zusammengestelltes Proviantpaket (neben weichen englischen Sandwiches sind Chips mit Krabbengeschmack die ultimative Erfahrung!) Verblüffung und Heiterkeit oder Entsetzen auslöst. Aber ehrlich: Gerade wie herzlich die Gastfamilien unsere Schülerinnen umsorgen, führt in vielen Fällen dazu, dass man sich nur unter Tränen voneinander trennen kann. Herzzerreißende Szenen spielen sich da bei mancher Abreise ab.

Natürlich ist ein Besuch in London der Höhepunkt des Exkursionsprogramms. Seit einigen Jahren rasen wir mit einem Thames Clipper, einem high speed Passagierboottaxi von der Battersea Power Station bis nach Greenwich und wieder zurück. Ein Highlight der Sprachreise. Sightseeing Programm natürlich zu Fuß: Trafalgar Square, Piccadilly Circus, Buckingham Palace – und dann endlich wer noch stehen kann: 3 Stunden Shopping. In kleinen Scharen ziehen die Schülerinnen los, um später mit riesigen Tüten zurückzukommen. Was man da so alles findet in dieser kurzen Zeit!

In Oxford besuchen wir stets eines der Colleges. Ganz beliebt New College, weil dort viele Szenen der Harry-Potter-Filme gedreht wurden. Aber auch die Stadtrundfahrt mit den ruckeligen roten open-top-buses ist super. Blackwell’s, der berühmteste aller Buchläden in Oxford; knarrende Holztreppen und verwinkelte Eckchen. Das Ashmolean Museum mit seiner bemerkenswerten ägyptischen Abteilung. Howard Carter, der Ausgräber von Tutenchamun, hat hier gearbeitet.

Bevor die Schülerinnen an den Schultagen abends nach Hause gehen zum Essen, lehnen sie sich entweder mal bei einem Kinoaufenthalt zurück oder rutschen mal endlose Wasserbahnen im Erlebnisschwimmbad hinab, um am Ende in einen gigantischen Wasserpool zu plumpsen. Oder man erfährt im Titanicmuseum in Southampton, wie der Untergang des legendären Schiffes hätte vermieden werden können. Oder ich scheuche sie mal entlang der kalkweißen Steinklippen. 60 Meter jählings in die Tiefe. Wow! Old Harry heißt der Ort und war schon Motiv einer Zahnpastawerbung.

Die Sprachreisen nach Poole sind einfach ein einzigartiges Erlebnis! Fragt sich noch, wie wir da eigentlich hinkommen: mit dem Bus natürlich, um uns die klassische Überfahrt mit der Fähre von Calais noch Dover nicht entgehen zu lassen. Und das bei schaukliger Windstärke 8! Schade, dass die modernen Schiffe Stabilisatoren haben!