Knackiger Titel, spannender Einstieg

C. Demtröder, A. Loga

Wozu ist eine Zeitung gut? „Na, zum Lesen“, wird da jeder normaldenkende Bürger sagen. Wer genauer nachdenkt, dem fallen aber schnell noch andere Verwendungszwecke ein: nasse Schuhe ausstopfen nach dem Herbstspaziergang, Pappmaché-Figuren basteln, die Dielen beim Streichen schützen – bis zum Einwickeln von Biomüll . . . Nach dem Lesen ist eine Zeitung noch zu Vielerlei verwendbar.

Das ist nur ein – zugegebenermaßen ungewöhnlich erscheinendes – Beispiel dafür, wie wichtig es ist, schon beim ersten Schritt zu einer Präsentation – der eingrenzenden Themenfindung – genau zu überlegen, welchen Schwerpunkt man genau dabei setzen will. Was kann man tun, damit das Ganze nicht lang und langweilig wird? Wer das Thema „Glückliche Steaks“ hört, dem wird augenscheinlich klar, dass sich schon mit dem Titel Aufmerksamkeit erreichen lässt – erst recht mit einem interessanten Einstieg mithilfe einer Karikatur, einer These, einem Song oder einem greifbaren Anschauungsmaterial.

Der drohenden Langeweile der Darbietung versucht der Präsentationsworkshop der neunten Klassen an der Liebfrauenschule Abhilfe zu schaffen. Am Ende des zweiten Vormittags weiß man besser, wie man zu den Infos und einem niveauvollen Inhalt kommt, aber auch, wie das technisch umgesetzt werden kann und welche Rolle das Auftreten vor einem Publikum spielt.

Vier Module werden von allen Schülerinnen in zwei Tagen durchlaufen, die jeweils von zwei Lehrkräften im Team geleitet werden. Zehn Lehrer kümmern sich also intensiv um die einzelnen Aspekte einer gelingenden Präsentation – auch ein Beispiel für gelingende Projektarbeit im Team an der Schule.

Das erste Modul fasst eine oft vernachlässigte Größe ins Auge, den Adressaten. Wie oft geschieht es, dass eine Präsentation nicht ankommt, weil das Publikum unter- oder überfordert wird. In beiden Fällen wird es einfach „abschalten“.

Das zweite Modul beschäftigt sich mit der inhaltlichen Vorbereitung: Wie kann ich das viele Material beschaffen und auswählen, sortieren und gliedern? Auch ein Aufmerksamkeit erregender Einstieg und ein guter Ausstieg gehören dazu. Hier ist Gründlichkeit gefragt, aber auch originelle Ideen helfen ungemein.

Die nächste Einheit fasst die technische Umsetzung ins Auge: Und da gibt es viele Fehler, die man beim Erstellen einer PowerPoint-Präsentation machen – aber auch mit kritisch-scharfem Blick vermeiden kann. Dann geht’s an die eigentliche Präsentation: Ein sicheres Auftreten und eine überlegte Raumchoreographie gehören unbedingt dazu.

Nachdem alle Schülerinnen die vier Stationen durchlaufen hatten, winkte am Ende der zwei Tage eine Bescheinigung über den Lehrgang, der jetzt durch eine praktische Umsetzung – eine tatsächlich zu haltende Präsentation – in einem Fach im Laufe des nächsten Jahres zu ergänzen ist.

Das Präsentationstraining ist an der Liebfrauenschule ein fester Bestandteil des Methodencurriculums, das in den fünften Klassen mit Buchpräsentationen begonnen wird, bei denen grundlegende Kompetenzen wie das Auftreten vor Publikum und der freie Vortrag mit Hilfe von Notizen geübt werden. Das Präsentationstraining der 9. Klasse legt schon professionelle Maßstäbe an, ist die Präsentation doch fester Bestandteil der Realschul-Abschlussprüfung und eine mögliche Prüfungsform im mündlichen Abitur. Spätestens im Studium wird sie verlangt – und gehört im Berufsleben an vielen Stellen zum Standard.

Umso wichtiger, dass sie an der Schule einen festen Ort professioneller Einübung hat, an dem die Kompetenzen fortwährend erweitert werden, schreibt die Liebfrauenschule in einer Pressemitteilung. Die Themen der Realschulprüfung reichten in diesem Jahr von „Ist Hundezucht Tierquälerei“ bis zu „Wie stark beeinflusst Corona den Spitzensport?“.

Übrigens auch ein Weg, wie Schülerinnen zu mündigen Bürgerinnen – und eben auch zu Zeitungsleserinnen werden – womit die Eingangsfrage beantwortet wäre.