Mädchenschule – moderner denn je – LFS Wird 165 Jahre alt

A. Loga

So lange existiert die Liebfrauenschule schließlich schon – mitten in der Stadt. Was vor einigen Jahren jedoch noch ziemlich exotisch schien – nämlich Mädchen monoedukativ unter sich zu unterrichten, hat sich mittlerweile zu einer Kennmarke entwickelt, die offensiv vertritt, Mädchen und Frauen nach ihren eigenen Interessen und Fähigkeiten auch mit entsprechenden mädchengemäßen Inhalten und Methoden zu bilden. Pädagogisch wird dabei gerade kein Bewahren und Beschützen angestrebt, sondern ein Stärken und Bestärken, das mit dem Erleben von Selbstwirksamkeit auch den Ehrgeiz fördert, sich auszuprobieren. Das geschieht beispielsweise mit der Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben, dem Experimentieren in den naturwissenschaftlichen Fächern oder der Unterstützung eigenverantwortlichen Lernens in Projekten, bestimmten „Challenges“ in verschiedenen Jahrgangsstufen oder dem großen Auftritt – beispielsweise beim Tanzturnier oder in der Theateraufführung.

In einem Jubiläumsjahr ist auch eine Standortbestimmung angesagt; mit vielen konkreten Vorhaben hat die Liebfrauenschule es nun betrieben, nach außen zu gehen, durch den Anschluss an moderne Technologien, durch den Austausch mit anderen Schulen bundesweit, durch den Austausch mit den Hochschul-Standorten rundherum und durch den Austausch mit den Generationen in der Stadt Bensheim.

 Die Liebfrauenschule hat in den letzten Jahren die Schulentwicklung sehr stark vorangetrieben. Dabei stehen die Digitalisierung und die Förderung der MINT-Fächer besonders im Fokus. Durch das Experimentieren, Arbeiten an Projekten und die Freude an den Naturwissenschaften sollen die Schülerinnen motiviert werden, ihre Fähigkeiten in diesen Fachgebieten auszubauen. „Jugend forscht“-Projekte, wie die „Crazy Competition Club-AG“, sind dazu geeignet, auf spielerische Weise Motivation zu eigenständiger Forschung zu fördern. Hier steht im Fokus, Mädchen auch den Zugang zu traditionellen Männerdomänen in der Schule zu eröffnen.

Einen Impuls im Blick auf mögliche Berufsperspektiven bieten außerdem die vielfältigen Hochschul-Kontakte, die die Fachlehrer in Exkursionen herstellen. Um den Schülerinnen einen Einblick in spätere Arbeits- und Studienfelder in den Fachgebieten zu geben, gibt es Exkursionen zur TU Darmstadt, z.B. in den Fachbereich Maschinenbau, um das Ingenieurwesen vorzustellen. Zusätzlich finden regelmäßig Exkursionen zur BASF statt. Attraktiv ist auch ein Oberstufenpraktikum bei der ESA.

Es gibt darüber hinaus auch vielfältige Möglichkeiten zum Ausbau der kommunikativen Fähigkeiten in Fremdsprachenwettbewerben oder den Erwerb von Sprachzertifikaten – oder den Austausch mit Schulen in Frankreich und England, bei dem die Schülerinnen Land und Leute in den dortigen Schulen und Familien erleben. Im „Textilen Gestalten“, einer modernen Form der klassischen „Handarbeit“, können die  Schülerinnen ihren kreativen Neigungen nachgehen – ebenso wie in der „Kreativstunde“.

Eine Möglichkeit, Kontakt zur Stadtgesellschaft herzustellen, bietet der umgekehrte Weg, nämlich die Menschen in die Schule hereinzuholen, wie z. B. mit der von der Stadtbibliothek Bensheim initiierten  Ausstellung „Auf dem Weg zur modernen Demokratie“, die bis 17.11. in den Räumen der Liebfrauenschule zu sehen war. Ein weiteres Projekt zur Öffnung der Schule ist die Bereitschaft von Schülerinnen, zu bestimmten Sprechzeiten als „Digitale Engel“ ältere Menschen bei der optimalen Nutzung digitaler Geräte zu unterstützen.

Mit diesen Aktionen, Angeboten und Projekten will die Liebfrauenschule die Mädchen und jungen Frauen darin unterstützen, selbstbewusst ihren je eigenen Weg ins Leben zu gehen, denn praktisches Wissen und außerschulische Begegnungsmöglichkeiten stellen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung dar.

Wichtiger Bestandteil des „School spirit“ der Liebfrauenschule bleibt das soziale Miteinander. So wurde vor kurzem beim Ehemaligentreffen die Verbundenheit der Schülerinnen mit früheren Generationen auf beeindruckende Weise deutlich. Ein weiteres Event, welches den Zusammenhalt von Schülerinnen, Eltern und Lehrkräften stärkt, ist das „Adventsfunkeln“. Die schöne Atmosphäre wird auch dieses Jahr am 1. Dezember hoffentlich wieder viele „Fans“ gewinnen. Auch auf dem Weihnachtsmarkt wird die Liebfrauenschule am 4. Dezember „mittendrin“ einen Stand haben.